Erfahrungsbericht Copytrack Bilderdiebstahl
Test & Technik

3400€ für ein Foto? – Testbericht Copytrack

Kai

Es war im Jahr 2011. Eine gute Freundin hat geheiratet und wir hatten gerade unsere erste richtige Kamera gekauft. Da kam uns die Idee zu ihrem Junggesellenabschied ein Foto-Shoot mit buntem Pulver zu machen. Ein sogenanntes Powder-Shoot. Zu der Zeit kamen die Holi-Festivals gerade auf und ich hatte solche Fotos kurz vorher in irgendeiner Foto-Zeitschrift gesehen. Bei unserem ersten Fotoshoot überhaupt haben wir es also gleich krachen lassen.

Die Vorbereitungen waren aufwändig. Holi-Pulver gab es noch nicht zu kaufen, also mussten wir recherchieren, wie wir überhaupt solches Pulver herstellen. Die Wahl fiel auf eine Mischung aus Betonfarbe und Mehl. Das war im Nachhinein übrigens eine ziemlich dumme Idee. Mehl lässt sich leider nicht so leicht aus den Haaren herauswaschen und Betonfarbe sollte man besser nicht einatmen. Wenn du sowas auch machen möchtest, kauf bitte hautfreundliches, schneller biologisch abbaubares und auswaschbares Holi-Pulver, zum Beispiel aus Maisstärke!

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  • Sie können sie auch mit Ihren Haustieren verwenden.

Als nächstes benötigten wir noch ein Brautkleid, das hinterher im Müll landen konnte. Meine Frau hat dann tatsächlich eins für 20€ bei Ebay ersteigert. Spaß gemacht hat das Shoot am Ende sehr. Die Sonne schien, alle waren gut drauf und die Fotos sind für das erste Fotoshoot auch echt okay geworden. Nicht unbedingt technisch, aber vom Ausdruck und Inhalt.

Die Fotos

Ein paar der Bilder haben wir dann auf unserer Hochzeitsfotografie-Website gepostet, die damals noch gar keine war. Bei Pinterest waren wir auch relativ früh dran, dort haben wir die Bilder auch gepinnt. Und Pinterest war der Grund, warum ich heute über eines der Bilder von diesem Tag schreibe. Es geht um dieses hier:

Trash-The-Dress-Shoots, also Foto-Shootings, bei denen das Kleid nach der Hochzeit zerstört wird, waren zu der Zeit schwer angesagt. Das hat dafür gesorgt, dass dieses Bild zusammen mit einigen anderen ein wenig viral gegangen ist. „Mit einigen anderen“ schreibe ich deshalb, weil auf vielen Blogs immer die selben Bilder zu sehen waren. Besonders geärgert hat mich dabei, dass als Quelle immer nur „Pinterest“ angegeben war.

Um das noch einmal klarzustellen: Die namentliche Erwähnung des Fotografen ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Wenn dir also jemals jemand anbietet im Tausch für eine Erwähnung kostenlos dein Bild nutzen zu dürfen ist das ein ziemlich schlechter Deal (Quelle).

User-Generated-Content

Ein weiteres Problem ist, dass viele der Blogposts auf Seiten zu finden sind, bei denen User-Generated-Content hochgeladen werden kann. Wie z.B. auch bei Facebook oder Instagram. Da ist man dann so gut wie machtlos, weil die Plattformen zwar gerne Geld mit den Inhalten kassieren, aber Verantwortlichkeiten durch ihre AGB lieber an User delegieren, die natürlich keine persönlichen Daten angeben müssen und somit auch nicht ohne großen Aufwand verfolgbar sind.

Gegen diesen Bilddiebstahl konnte ich also leider nicht viel machen. Zur Zeit des Shoots war ich noch Azubi mit entsprechend knappem Budget. In Vorlage zu gehen um einen Anwalt zu beauftragen, der dann in einem anderen Land tätig wird und dort vielleicht noch einen Kooperationspartner braucht, war nicht drin. Einen australischen Versandhändler, der das Bild genutzt hat um Holi-Pulver damit zu bewerben, habe ich per Email angeschrieben und ihm mit rechtlichen Schritten gedroht. Daraufhin hat er sich entschuldigt und das Bild schnell offline genommen. Ein kleiner Erfolg.

Gefunden hatte ich die Bilder übrigens mit der Google-Bildersuche. Dort kann man ein Bild hochladen oder den Link zu einem Bild eingeben und dann nach allen Websites suchen, auf denen das Bild zu sehen ist. Aktuell funktioniert das aber nur am Rechner.

Die Copytrack-Inbox, in der man die Bilder als illegal markieren und Fälle einreichen kann.

Copytrack? Was ist das?

Dann erschien vor ein paar Jahren ein Artikel auf Kwerfeldein, in dem Copytrack vorgestellt wurde. Copytrack ist ein Legal Tech-Unternehmen, das quasi Anwalt und Bildsuchmaschine in einem ist. Du lädst zuerst deine Bilder hoch und die Suchmaschine findet dann vielleicht illegale Nutzungen. Wenn das zutrifft, kannst du unter den Treffern Fälle eröffnen. Copytrack wird dann zuerst versuchen mit dem Rechteverletzer eine Nachlizensierung zu vereinbaren. Falls das scheitert, wandert der Fall vor Gericht. Die Nachlizensierung bringt zwar oft nicht so viel Geld, allerdings geht das Verfahren deutlich schneller. Geld bezahlt man nur bei Erfolg: 30% Provision vom Wert des Schadenersatzes für gewonnene Fälle.

Durch dieses Provisionsmodell ist das Angebot natürlich sehr niederschwellig und ich habe es daraufhin einfach mal ausprobiert. Die Seiten mit User-Generated-Content sind dabei leider auch weiterhin fein raus und Privatpersonen werden von Copytrack im Normalfall auch nicht verfolgt. Das finde ich so auch in Ordnung.

Einen Fall bei Copytrack einreichen

Sobald man einen Fall bei Copytrack einreicht, muss man noch einige Fragen beantworten.

Sobald die Suchmaschine ein paar Fälle gefunden hat, und tatsächlich geklaute Bilder darunter sein sollten, kannst du auf den roten „Fall einreichen“-Button klicken. Dann öffnet sich ein Dialog, in dem du einige Fragen beantworten musst (siehe Bild oben). Falls du Bilder bei Shutterstock* oder anderen Stock-Datenbanken verkaufst, kannst du die Domains auch auf eine Whitelist packen, damit die Ergebnisse deine Inbox nicht vollkommen überladen.

Lizenzberechnung auf Basis der MFM-Tabelle

Am Ende kannst du dann basierend auf deinen Angaben und der Nutzungsdauer des Bildes noch eine Lizenzgebühr errechnen. Das geht entweder indem du manuell einen Betrag eingibst, den du sonst für das Bild veranschlagen würdest, alternativ kann man auch die MFM-Tabelle zu Rate ziehen. Letzteres ist bei deutschen Gerichten Standard, deshalb entscheide ich mich meist dafür. Die Sätze sind dann allerdings oft recht niedrig.

Funktioniert Copytrack?

Nun bleibt ja noch die Frage, ob man dann am Ende auch wirklich Geld von Copytrack bekommt. Das kann ich jetzt klar bejahen. Mit dem Bild oben habe ich inzwischen knapp 3400€ an Lizenzgebühren und Schadenersatzzahlungen bekommen, sieben Fälle sind nach knapp zwei Jahren gewonnen. Weitere sieben laufen aktuell immer noch. Gerichtsverfahren können sich ja gerne mal hinziehen.

Die Provision wurde immer direkt von den Zahlungen abgezogen, sodass die Nettoeinnahmen natürlich etwas geringer sind. Die Einnahmen sind stark abhängig von der Nutzungsdauer und dem Land in dem sich die Website-Betreiber befinden. Fälle, bei denen sich kein Inhaber ermitteln lässt, zum Beispiel weil es auf der Website kein Impressum gibt, werden grundsätzlich ad acta gelegt.

Manchmal kann man nachträglich selbst die Adresse herausfinden. In den USA zum Beispiel kann man oft mit einer simplen Google-Suche das offizielle Handelsregister eines Bundesstaates finden (zum Beispiel „Colorado Business registry“ oder „California Business search“). Falls irgendwo auf der Seite ein Name eines Autors oder ein Firmenname auftaucht, kann man oft so die Adresse herausfinden.

In jedem Fall ist es spannend zu sehen, wo die eigenen Bilder überall eingesetzt werden. In meinem Fall ist von persönlichen Blogs über professionelle Magazine, Holi-Pulver-Verkäufer, Brautmode-Designer und anderen Hochzeitsfotografen so ziemlich das ganze Spektrum abgedeckt.

Fazit zu Copytrack

Für mich ist Copytrack ein ziemlich wertvoller Dienst. Damit kann ich ohne großen Aufwand Urheberrechtsverstöße mit meinen Bildern in aller Welt finden und ahnden. Dadurch, dass das Unternehmen weltweit aufgestellt ist, ist es vielen Anwälten nach meinem Wissen weit voraus. Weil das Kostenmodell provisionsabhängig ist, und somit kein Prozesskostenrisiko besteht, kann ich viel mehr Fälle verfolgen. Im Gegenzug muss man aber auch damit rechnen, dass einige Fälle eingestellt werden. Insbesondere in Social Networks. Für diese Fälle ist dann wohl ein richtiger Anwalt besser geeignet, der weniger nach Schema F arbeitet und vielleicht auch mal eine Adresse selbst herausfinden kann.

Hast du auch schon Erfahrungen mit Bilderdiebstahl gemacht? Wenn ja, wie bist du damit umgegangen? Schreib es unten in die Kommentare!

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1 Kommentare

  1. Ich finde es schade, dass man das „geistige“ Eigentum der Fotografen so missachtet, vor allem bei Instagram. Daher finde ich die Methodik Cpoytrack recht gut. Bilderklau ist etwas, was ich nicht nachvollziehen kann.

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