Ein Makro-Objektiv ist – ähnlich wie auch ein Tilt-Shift-Objektiv – als Investition ja so eine Sache. Braucht man es? Braucht man es nicht? Kauft man ein gutes oder reicht ein günstiges? Das Canon EF 100mm Macro F2.8L IS ist jetzt seit mehr als 5 Jahren in meinem Besitz und heute möchte ich euch mal von meinen Erfahrungen mit diesem Objektiv berichten. Eins kann ich schon mal vorwegnehmen: Es steht nicht so viel im Regal, wie ich anfangs dachte.
Features
Canon bietet aktuell drei reine Macro-Objektive für das EF-Bajonett an. Das 100mm 2.8 IS L ist dabei das neueste aus dem Jahr 2007. Im Gegensatz zum halb so teuren und neun Jahre älteren Geschwister-Objektiv EF 100mm 2.8 besitzt es einen optischen Bildstabilisator (IS). Damit eignet es sich auch zum Filmen. Der rote Ring am vorderen Ende kennzeichnet es als Teil von Canons L-Serie, die sich an Profis und Fotograf:innen mit höchsten Ansprüchen richtet. Der aktuelle Neupreis von knapp über 900€ ist dafür vergleichsweise human.
Ein Macro-Objektiv zeichnet sich ja durch einen großen Abbildungsmaßstab aus. Das heißt ein fotografiertes Objektiv wird in halber (Maßstab 1:2) oder vollständiger Größe (Maßstab 1:1) auf dem Sensor oder dem Film abgebildet. Das 100mm 2.8 IS bietet dafür eine minimale Naheinstellgrenze von 0.3m.
Der Fokusring hat eine sehr geringe Übersetzung, sodass man die Schärfeebene sehr genau einstellen kann. Das bedeutet aber auch, dass der Autofokus sehr lange benötigt um zwischen nahen und fernen Objekten zu wechseln. Um unnötiges Fokuspumpen zu verhindern hat das Objektiv deshalb eine Distanzbegrenzung eingebaut. Mit einem Schalter kann man zwischen den Bereichen 0.3m–0.5m, 0.5m–∞ und dem ganzen Weg (Full) wählen.
Einsatzmöglichkeiten
Klar, ein Macro-Objektiv kann man wunderbar für Macro-Fotos einsetzen. Und in diesem Bereich liefert es hervorragende Ergebnisse. Als Hochzeitsfotograf habe ich dafür aber nur selten Verwendung. Früher habe ich auch öfter Ringfotos gemacht, inzwischen ist mir das nicht mehr so wichtig. Aber ein Beispiel dafür folgt hier.
An diesem Bild kann man erkennen, dass das 100mm Macro hervorragend für Food- und Detailfotos geeignet ist. Das Bild ist übrigens bei 1/60s entstanden und trotzdem nicht verwackelt. Pluspunkte also für den Stabilisator! Der erscheint auf den ersten Blick ein wenig nutzlos, werden doch die meisten Makrofotos mit dem Stativ gemacht. Der Stabi ermöglicht aber bei Konzertfotos oder allgemein in der Reportage das bisschen Helligkeit mit der Belichtungszeit herauszuholen, das durch die 2.8er Blende manchmal fehlt. Auch Makro-Fotos aus der Hand werden so leichter möglich. Dort benötigt man ja für mehr Schärfentiefe oft eine etwas geschlossenere Blende.
Bildqualität
Schärfe
Die Auflösung des 100mm 2.8 Macro IS ist wirklich herausragend. In der Traumflieger-Rangliste liegt es aktuell immer noch auf Platz 13 von über 100 getesteten Objektiven für den EF-Mount. Testsieger ist das 180mm 3.5 Macro von Canon. Wie gut die Auflösung ist, kann man am folgenden Bild erkennen.
Selbst bei Offenblende von f2.8 sind die Poren des Kaktus noch sehr gut zu erkennen. Wenn man sich so nah wie möglich den Blätter nähert, bleibt nicht besonders viel Schärfentiefe übrig. Das ist neben der Makrokonstruktion und der offenen Blende aber auch der Brennweite geschuldet. So tauchen die Stachel aber schön im Bokeh ab. Die höchste Auflösung erreicht das Objektiv laut Traumflieger bei Blende f5.6.
Flares/Gegenlicht
Flares polarisieren ja für gewöhnlich. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Ich persönlich mag sie sehr gerne. Beim 100mm 2.8 Macro IS sind sie eher schwach ausgeprägt. Im Bild unten kann man sie ganz schwach grün vor dem Kirchturm unten erkennen. Das dürfte für beide Fraktionen ein vertretbarer Kompromiss sein.
Bokeh
Das Bokeh finde ich sehr angenehm. Das ist mit ein Grund warum ich das Macro auch sehr gerne für Portraits und Konzerte einsetze. Bei letzteren kann man durch die etwas längere Brennweite für eine bessere Tiefenwirkung sehr gut Elemente anschneiden und im Vordergrund platzieren.
Handling, Verarbeitung und Autofokus
Das relativ geringe Gewicht von knapp über 600g macht das 100mm Macro für mich zu einem der meistbenutzten Objektive bei Reisen. Zusammen mit meinem 35mm Art von Sigma ist es eine tolle Kombination mit der sich fotografisch sehr viel abdecken lässt.
Der aus Kunststoff gefertigte Korpus fühlt sich sehr wertig und der L-Serie angemessen an. Mein Exemplar ist mir schon zweimal aus Hüfthöhe heruntergefallen. Beide Male musste der Autofokus-Motor getauscht werden. Sonst gab es keine Schäden. Insbesondere die Linsen und das Gehäuse sind heilgeblieben. Das spricht, finde ich, sowohl für die Verarbeitungsqualität, als auch den Reparaturservice von Canon. Optisch sind überhaupt keine Einbußen zu verzeichnen. Der Autofokus hat, wie oben schon erwähnt einen relativ langen Weg zu bewältigen. Manchmal sucht das Objektiv dann im Vordergrund nach einem Punkt zum Fokussieren. Sofern man aber vom Begrenzungsschalter Gebrauch macht ist das überhaupt kein Problem.
Alternativen
Macro-Objektive mit ca 100mm Brennweite, f2.8 Offenblende und 1:1 Abbildungsmaßstab für das EF-Bajonett gibt es von jedem größeren Hersteller. Von Canon selbst das 100mm Macro f2.8 ohne IS, von Sigma das 105mm f2.8, von Tamron das 90mm f2.8, von Tokina das 100mm f2.8 und von Zeiss das Milvus 100mm f2.0. Neben Canon bieten auch die Objektive von Tamron und Sigma eine Bildstabilisierung, das Zeiss kommt ohne Autofokus und das Tokina ohne Ultraschallmotor. Wenn man es also genau nimmt, sind die echten Alternativen das Tamron und das Sigma. Falls du auf die Macro-Möglichkeit verzichten kannst, gibt es von verschiedenen Herstellern auch allerhand normale Festbrennweiten in dem Bereich, z.B. 85mm oder 135mm.
Fazit
Egal ob für Food- und Produktfotos, Portraits, bei Konzerten, Hochzeiten oder auch in der Landschaftsfotografie – Das Canon 100mm 2.8 Macro IS macht mit der hohen Schärfe und dem Stabilisator überall eine gute Figur. Die Offenblende könnte noch ein wenig größer sein – so etwa f1.8 oder f2.0 – dann würde ich sofort mein Sigma 85mm Art zuhause lassen, das gefühlt dreimal so viel wiegt. Mit den Macrofähigkeiten, der leichten Tele-Brennweite und dem geringem Gewicht ist es auch ein wunderbares Objektiv für Reisen. Die Verarbeitung ist grandios und dem harten Profi-Alltag mehr als gewachsen.
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