Als Lichtquelle konnte in der Smartphone-Fotografie bisher nur (LED-)Dauerlicht verwendet werden. Mit dem Smartphone zu blitzen war bisher mangels Anschlussmöglichkeiten schwierig bis unmöglich. In diese Nische ist nun Profoto gesprungen und hat mit dem C1 und dem C1 Plus im letzten Herbst zwei kompakte Blitze für die Verwendung mit Smartphones vorgestellt, die über Bluetooth ausgelöst werden.
Features des Profoto C1 Plus
Der Profoto C1 Plus ist ein handliches Gerät, vom Durchmesser ungefähr wie eine handelsübliche Kaffeetasse. Laut Profoto sind 10 Bicolor-LED mit einem CRI zwischen 90 und 98 verbaut, die beim Blitzen 4300 Lumen/1700 Lux erreichen. Beim flimmerfreien Dauerlicht sind es maximal 280 Lumen/140 Lux. Zum Vergleich: Der B10 aus gleichem Hause schafft beim Dauerlicht 2500 Lumen/1749 Lux. Die Farbtemperatur lässt sich stufenlos zwischen 3000 und 6500K einstellen. Im Normalfall passiert das automatisch, in der App lässt sich das aber auch manuell einstellen.
An der Unterseite gibt es ein 1/4“-Gewinde für die Montage auf einem Stativ und einen USB-C-Anschluss zum Laden des integrierten Lithium-Polymer-Akkus. Der hält laut Hersteller für mehr als 2000 Blitze und mehr als 40 Minuten Dauerlicht mit voller Leistung. Der USB-C-Anschluss ermöglicht dabei auch das Laden unterwegs, z. B. im Auto oder an einer Powerbank. Man kann den C1 Plus allerdings während des Ladevorgangs nicht benutzen.
An der Oberseite befinden sich neben der Power-LED noch eine Schaltwippe zur Regulierung der Helligkeit, der helle Aufnahmeknopf, mit dem der Blitz auch eingeschaltet wird, und der dunkle Knopf zum Ein- und Ausschalten des Dauerlichts.
Der Diffusor-Dome ist per Magnet befestigt und lässt sich leicht durch zusätzlich erhältliche Grids und Farbfolienaufsätze austauschen. Die sind außerdem kompatibel mit den Aufsteckblitzen A1 und A1X.
Die Profoto Camera App
Der Blitz lässt sich nur mit der kostenlosen Profoto-Camera-App per Bluetooth auslösen, die für Android und iOS erhältlich ist. Hierüber werden auch Firmware-Updates durchgeführt. Die Bedienung ist kinderleicht und kann automatisch erfolgen. Alternativ lassen sich Belichtung und Weißabgleich für Kamera und Blitz separat manuell einstellen. Herrlich: Die App unterstützt (zumindest unter iOS, Android habe ich nicht getestet) nicht nur HEIF- und JPEG-Bilder, sondern erlaubt auch die Aufnahme von RAW+JPEG. Das lässt mehr Spielraum für Bearbeitungen.
Wie unterscheiden sich C1 und C1 Plus?
Dem normalen C1 fehlen bis auf den weißen Knopf zuerst einmal alle Bedienelemente. Dann hat der C1 Plus eine mehr als doppelt so hohe Leistung beim Blitzen (C1: 1600 Lumen) und der C1 Plus lässt sich zusätzlich auch mit der regulären Profoto Air Remote steuern. Das ist der Funkauslöser für die größeren Studioblitze. Das hat den Vorteil, dass man ihn auch als Fülllicht in Kombination mit den großen Studioblitzen verwenden kann. Zusammen mit dem A1 ist alternativ auch ein kompaktes aber vielseitiges Blitzsetup möglich.
Der C1 Plus in der Praxis
An dieser Stelle einmal vielen Dank an Marco von Probis Bremen, der mir den C1 Plus über Weihnachten zum Testen ausgeliehen hatte. So hatte ich Gelegenheit das Gerät bei einem Job und bei einem Testshoot auszuprobieren.
Das Baby-Shoot
Als erstes hatte ich den C1 mit zu einem Familienshoot. Bei Neugeborenen finde ich es deutlich angenehmer mit Dauerlicht zu arbeiten um die Babys nicht zu erschrecken oder aufzuwecken. Zu hell darf es aber auch nicht sein, da die Augen der kleinen noch sehr empfindlich sind und die Netzhaut geschädigt werden kann. Daher hat die relativ geringe Leistung des C1 – im Vergleich zu speziellen Dauerlichtlampen – perfekt gepasst. Ich hab ihn zudem auf dem Sofa gegen eine Mullwindel leuchten lassen, um indirektes und noch weicheres Licht zu bekommen. Durch die Möglichkeit die Farbtemperatur anzupassen war das Fotografieren mit dem immer weniger werdenden an einem winterlichen Nachmittag kein Problem.
Der C1 Plus hat dabei für ein kleines bisschen Aufhelllicht an der im Bild linken Seite des Kopfes gesorgt. Das hebt das Baby noch ein wenig vom Hintergrund ab.
Das Test-Shoot
Ein paar Tage später habe ich dann noch ein kleines Testshoot mit einem Freund gemacht. Dafür haben wir uns im Backstage-Raum unserer Kirche getroffen.
Setup 1: C1 Plus mit Schirm
Dort haben wir als erstes den C1 auf ein Stativ gesetzt und einen Schirm davorgebaut um zu gucken, ob die Power ausreicht.
Und das Licht ist echt schön. Genauso, wie ich es von Profoto bisher gewohnt bin. Was das Schöne ist, kann ich leider nicht genau sagen. Aber jedes Mal, wenn ich einen Profoto-Blitz benutze, habe ich das Gefühl, dass die Bilder qualitativ besser sind, als sie mit meinen sonst genutzten Aufsteckblitzen wären. Selbst wenn ich – wie hier – den selben Lichtformer nutze.
Die längere 2x Brennweite (KB: 52mm) meines iPhone X reicht mir hier aber noch nicht ganz aus. Die 50mm an der 5D Mark IV wirken anders. Allerdings werden die Fotos damit natürlich auch technisch noch einmal deutlich besser. Ausgelöst habe ich den C1 Plus hier mit der Profoto Air Remote.
Hier wird aber gleich ein Grundproblem des C1 Plus deutlich: Mit einem so kleinen Blitzkopf ist nur relativ hartes Licht möglich. Wenn man externes Licht einsetzt, und noch dazu so ein hochwertiges, möchte man aber meist ein anderes Licht als einfache Hilfsmittel wie Taschenlampen. Weiches Licht zum Beispiel lässt sich aber nun einmal nur durch große Lichtflächen erzeugen. Als muss man zusätzlich noch mindestens einen Schirm mitnehmen, am besten noch ein Stativ. Kleiner Hinweis noch an dieser Stelle: Für die Montage auf einem Stativ ist ein kleiner Kugelkopf oder ein Schirmneiger empfehlenswert, weil der C1 Plus nicht geneigt werden kann. Mit all dem Zubehör geht dann der Grundgedanke eines supermobilen Blitzes etwas verloren.
Setup 2: Profoto C1 Plus gegen die Wand
Deshalb habe ich überlegt, dass es sinnvoll wäre noch ein Setup zu testen, dass genau darauf eingeht. Deshalb habe ich den C1 Plus mit Dome Diffusor gegen die weiße Wand blitzen lassen und habe sie als großen Reflektor genutzt. Dabei war der Blitz auch wieder auf dem Stativ, das wäre allerdings auch aus der Hand gegangen.
Das hat auch sehr gut geklappt. Die Lichtleistung hat bei Raumbeleuchtung völlig ausgereicht um das Portrait ausreichend zu beleuchten. Ein Reflektor auf der linken Seite hätte vielleicht noch gut getan, allerdings gefällt mir das Bild auch schon so.
Setup 3: Draußen
Inspiriert von den Profoto-Werbebildern sind wir zum Schluss noch einmal in einen Park gegangen, um zu gucken, wie sich der C1 Plus dort schlägt.
Natürlich hat er nicht genügend Power um gegen die strahlende Mittagssonne anzuleuchten. Aber an einem bewölkten Tag, wie bei unserem Shoot, bei dem die Sonne ab und zu mal durch die Wolken blitzt, kann man ihn gut einsetzen, um ein wenig das Model hervorzuheben.
Hier das Vergleichsbild ohne C1 Plus. Dort hat die Belichtungsautomatik den Himmel ausbrennen lassen. Ich habe es aber in Lightroom auf die gleiche Helligkeit heruntergezogen um vergleichen zu können.
Man kann aber gut erkennen, dass sich Iman im ersten Bild besser von den Büschen abhebt als im zweiten. Klar, sowas kann man auch in der Nachbearbeitung machen, aber das dauert meist viel länger als eben so ein kleines Licht rauszuholen und besser auszuleuchten.
Fazit: Für wen ist der Profoto C1 Plus?
Total begeistert hat mich die einfache Benutzung des C1 Plus. Die ist einfach Profoto typisch: Anmachen – läuft. Die Bluetooth-Verbindung mit dem iPhone hat immer funktioniert und die App ist wirklich richtig gut und ausgereift. Profoto macht einfach keine halben Sachen. Das mag ich sehr an dieser Firma. An der Stelle ähnelt sie Apple ein wenig.
Nur bleibt die Frage für wen der C1 Plus geeignet ist. Bei der Probis-Hausmesse am vergangenen Wochenende habe ich mit einem Foto-Journalisten über den C1 Plus gesprochen. Und wir waren uns einig, dass der C1 Plus eine tolle Ergänzung zum Beispiel zu einem A1 ist. Er fotografiert und filmt viel für Werder Bremen und könnte den C1 mit einer grünen Farbfolie zum Beispiel super nutzen, um den Hintergrund zu beleuchten. Auch Insta-Stories bei schlechten Lichtverhältnissen sind eine denkbarer Anwendungsfall. Und irgendwo in diese Richtung zielt der C1 Plus. Bei Fotografen, die etwas mehr Equipment mitnehmen, ist er super als Ergänzung zu einem A1 geeignet. Besonders weil er deutlich kleiner und leichter ist. Hauptsächlich richtet er sich an Content Creator, die vorwiegend mit dem Smartphone arbeiten. Und da ist ein Gerät, das sich an der gleichen Powerbank laden lässt, gutes Licht liefert und wenig Platz im Rucksack einfordert natürlich perfekt.
Der Preis ist angesichts der Produktqualität, die sich angenehm vom asiatischen Billigkram abhebt sicherlich notwendig. Für den C1 Plus hätte ich persönlich aber eher einen Preis um die 250–300€ als passend empfunden. Beim Dauerlicht gibt es schlicht zu viel Konkurrenz, die meist einen ähnlich hohen CRI, gleiche Leistung und teilweise noch mehr Features zu bieten hat. Allerdings bekommt man bei Profoto auch einen anständigen Support und muss bei einem Defekt nicht unbedingt gleich ein komplett neues Gerät kaufen. Stichwort Ressourcen schonen 😉
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Hallo Kai,
vielen Dank für den interessanten Bericht zum C1 Plus. Welches zusätzliche Equipment (Stativ, Kopf, Schirm etc.) hast Du auf den Bildern genutzt? Könntest Du hier auch Links anbieten?
Beste Grüße
Christian
Hallo Christian,
vielen Dank für den Hinweis, es gab einen Fehler in der Amazon-Anbindung. Der ist nun behoben und Du findest nun die verwendeten Produkte in der Übersicht im Artikel. Einzige Ausnahme: Ich nutze aktuell den Manfrotto Cold Shoe Schirmneiger, den kann ich aber nicht besonders empfehlen. Der normale Schirmneiger ist da deutlich flexibler. Deshalb hab ich den verlinkt.
Viel Freude damit!
Grüße,
Kai
Vielen Dank, Kai!