Frau im Abendlicht auf einem Feld – Gegen die Sonne fotografieren
Fotografie

Im Gegenlicht fotografieren

Kai

Dieser Sommer ist einfach der Hammer! Das Beste daran sind die vielen Sonnenstunden. Die sorgen nicht nur für Spaß beim Sport im Freien, in der wunderbaren Abendsonne lassen sich dieses Jahr einigermaßen verläßlich tolle Bilder im Gegenlicht fotografieren.

Beim Fotografieren gegen die Sonne sollte man aber einige Punkte beachten, und die habe ich dir hier zusammengesammelt.

Im Gegenlicht fotografieren

1. Tipp für gute Gegenlicht-Portraits: Benutze das RAW-Format

Bei Fotos gegen die Sonne ist die Aufnahme der Bilder im RAW-Format super wichtig. Der tolle Gegenlicht-Look lässt sich nur erreichen, wenn man bei der Aufnahme so stark unterbelichtet, dass die hellen Bildteile möglichst erhalten bleiben. Das Motiv ist dann aber oft unterbelichtet, sodass man die Schatten in der Nachbearbeitung wieder aufhellen muss. Das lässt sich viel leichter mit RAW-Bildern umsetzen, als mit JPEGs.

Eine Alternative hierzu ist die Verwendung von Blitzen oder Reflektoren, die schon bei der Aufnahme dafür sorgen, dass das Motiv nicht so stark unterbelichtet wird. Reflektoren blenden aber häufig das Model und geblitzte Bilder sehen schnell zu künstlich aus. Außerdem ist man dann häufig mit deutlich größerem Gepäck unterwegs, oft auch noch auf einen Assistenten angewiesen und weniger mobil. Deshalb bevorzuge ich die Variante mit der Unterbelichtung.

2. Unterbelichten!

Um dein Bild unterzubelichten hast du ein tolles Instrument in deiner Kamera eingebaut: den Belichtungsmesser. Den findest du meist am unteren Rand des Suchers oder des Displays. Ich würde bei der Belichtungsmessung immer die Kamera auf die hellen Stellen im Bild richten, z.B. den Himmel. Dann den Auslöser halb durchdrücken um die Belichtungsmessung zu starten. Die Kamera wird dir dann Werte vorschlagen, die sie für eine richtige Belichtung hält. Die kannst du dann noch leicht nach deinem Geschmack abändern. Für Fotos im Gegenlicht bilden diese Werte aber eine gute Grundlage. In den meisten Fällen solltest du das Bild 1-2 Blendenstufen unterbelichten. In der Blenden- oder Zeitautomatik kannst du die Belichtungskorrektur dann auf -1 oder -2 stellen.

Unterbelichtetes Bild
Unterbelichtetes Bild
Frau im Abendlicht auf einem Feld – Gegen die Sonne fotografieren
Bearbeitetes Bild mit Belichtung +1.05 in Lightroom

Auch die Messmethode der Belichtungsmessung ist entscheidend, wenn du nicht manuell fotografierst. Für Gegenlicht-Fotos ist generell die meist voreingestellte Multi- oder Mehrfeldmessung ganz gut geeignet. Mit der Spot-Messung würdest du das Gegenteil erreichen, nämlich eine gute Belichtung des Motivs. Dabei wäre aber der Himmel ausgebrannt.

Einige aktuelle Sony-Kameras, z.B. die A7RIII oder die A6400 bieten auch den Messmodus Highlight an. Dabei werden Überbelichtungen im gesamten Bild vermieden. Das wäre die sicherste Option.

3. Fokussieren gegen die Sonne

Viele Kameras haben Probleme damit gegen die Sonne zu fokussieren. Das kann man aber mit einem ganz einfachen Trick beheben: Man hält einfach so die Hand vor das Objektiv, dass die Sonne durch den Sucher nicht sichtbar ist, das Motiv aber schon. Dann kann man scharfstellen, nimmt die Hand weg und drückt ab.

Alternativ kannst du dich auch so positionieren, dass die Sonne zum Beispiel hinter dem Kopf des Models verschwindet, dann scharfstellen und dich dann für das Foto ein wenig zur Seite bewegen. Damit sich bei der Bewegung der Fokus nicht verschiebt, solltest du den Augen- oder Gesichtsautofokus deiner Kamera nutzen, wenn sie den anbietet.

fotografieren gegenlicht
Gegen die Sonne fotografieren

4. Sonnenschutz!

Bitte tue dir selbst einen Gefallen und SCHÜTZE DEINE AUGEN! Wer eine spiegellose Kamera benutzt, ist hier klar im Vorteil, da man im Gegensatz zur Spiegelreflex nicht direkt durch den Sucher in die Sonne guckt. Auch ist während des Sonnenuntergangs die Strahlung der Sonne nicht mehr ganz so stark. Dennoch solltest du unbedingt eine hochwertige Sonnenbrille tragen, weil du zwischendurch ja auch mal mit dem Model redest und dabei in Richtung Sonne guckst. Wenn dein Augenlicht einmal weg ist, kann man es nicht wiederholen. Also sei vorsichtig!

Silhouetten sind eine weitere Möglichkeit gegen die Sonne zu fotografieren, wie hier bei einem Einsatz als Hochzeitsfotograf in Bremerhaven

5. Silhouetten im Gegenlicht fotografieren

Das Fotografieren von Silhouetten ist eine spannende Variation der Gegenlicht-Portraits. Dabei ist die Person nur noch als Umriss sichtbar. Mein Lieblingsbeispiel dafür ist eine Szene am Ende des Films Sicario. In der sind erst die Silhouetten einiger Soldaten im Sonnenuntergang zu sehen, dann verschwinden sie.

Hier sind einige einfache Schritte, um das Beste aus deinen Silhouetten-Fotos herauszuholen:

  • Hintergrund auswählen: Achte darauf, dass der Hintergrund deutlich heller ist als das Motiv, um einen starken Kontrast zu erzeugen. Der Himmel eignet sich auch an bedeckten Tagen sehr gut, Reflektionen in Glasscheiben oder Pfützen oder besondere Architektur kann man dafür aber ebenso nutzen.
  • Stark unterbelichten: Um eine klare Silhouette zu erzielen, ist es wichtig, das Bild weiter zu unterbelichten als bei normaler Gegenlichtfotografie. Dadurch wird das Motiv noch dunkler und der Hintergrund bleibt hell. Experimentiere mit verschiedenen Belichtungseinstellungen, um den gewünschten Effekt zu erreichen.
  • Formen beachten: Achte darauf, dass die Silhouetten weiterhin als Person erkennbar sind. Das kann zum Beispiel durch besondere Gestik sein, wie oben im Bild der Skater, oder durch kleine Korrekturen in der Pose, sodass z.B. bei einer seitlich fotografierten Person zwischen dem abgewickelten Arm und Rücken ein wenig Licht durchscheint.
  • Fokussieren: Da das Motiv im Schatten liegt, kann es schwierig sein, den Fokus richtig einzustellen. Verwende Tipp 3 weiter oben zur Fokussierung gegen die Sonne oder wechsle in den manuellen Fokusmodus, um die Schärfe präzise einzustellen. Dabei ist Fokus Peaking sehr hilfreich.

6. Mit dem Handy gegen die Sonne fotografieren

Wenn du mit deinem Smartphone im Gegenlicht fotografieren möchtest, empfiehlt es sich ebenfalls das Bild etwas unterzubelichten. Mit vielen Foto-Bearbeitungs-Apps kannst du das später wieder aufhellen.

Bei iPhones tippst du dafür in der Kamera-App auf das Motiv. Dann erscheint ein Quadrat mit einer Sonne daneben. Die Sonne ziehst du dann so weit nach unten, dass der Himmel nicht mehr weiß ist. Zum Aufhellen reicht der »Belichtung«-Regler in den Bearbeitungswerkzeugen der Fotos-App.
Bei Android-Geräten wird das ähnlich funktionieren, ich habe leider keins zum Testen hier.

7. Fazit

Dieser Artikel hat dir hoffentlich gezeigt, dass es gar nicht so schwer ist Fotos gegen die Sonne zu machen. Beherzige die Tipps aus diesem Artikel und probier es einfach mal aus im Gegenlicht zu fotografieren! 🙂

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