In Foto-Foren und Facebook-Gruppen ist die Frage ob RAW oder JPEG besser ist seit Jahren ein Dauerbrenner. Und wie so oft lautet die Antwort zusammengefasst: Kommt drauf an. Welches der beiden für dich und deine Fotos besser geeignet ist kannst in diesem Artikel herausfinden.
RAW und JPEG – Was sind die Unterschiede?
Der Unterschied zwischen RAW und JPEG liegt grob gesagt in der Art und Weise, wie das Bild gespeichert wird. Während JPEG-Dateien komprimiert werden, damit sie möglichst wenig Speicherplatz einnehmen, und dabei auch an Qualität verlieren können, speichern RAW-Dateien alle Informationen, die von der Kamera erfasst wurden.
Unterschied 1: Dateigröße
Inzwischen bieten viele Kameras zwar komprimierte RAW-Dateien an, sodass der Unterschied zwischen JPEG und RAW im Speicherbedarf nicht mehr ganz so groß ist wie vor ein paar Jahren. Ganz verschwunden ist er aber nicht.
Je nach Motiv kann die Dateigröße etwas variieren. Damit du ein Gefühl für die Unterschiede bekommst. habe ich aber mal ein Testbild mit meiner Canon EOS R6 mit einem 20 Megapixel-Sensor gemacht:
RAW, unkomprimiert: 24,5 MB
JPEG, höchste Qualität: 10,6 MB (-57%)
JPEG, niedrige Qualität: 3,9 MB (-84%)
Bei Kameras mit höherer Auflösung kann der Unterschied deutlich größer sein.
Bei den niedrigeren Qualitätsstufen von JPEG kann es durch die Komprimierung zu sogenannten Artefakten kommen. Das sind oft größere Quadrate, die sich besonders in Farbflächen abzeichnen.
Unterschied 2: Dynamikumfang
Ein weiterer Grund ist der höhere Dynamikumfang der RAW-Dateien. Der entsteht daruch, dass in RAW-Dateien mehr Farbwerte und mehr Helligkeitswerte (Tonwerte) zur Verfügung stehen. Das bedeutet, dass du mehr Details in den Schatten(den dunklen Teilen des Fotos) und den Lichtern(den hellen Teilen) deiner Fotos hast, was dir mehr Spielraum bei der Bearbeitung gibt. Du kannst so z.B. überbelichtete Bereiche wiederherstellen oder unterbelichtete Bereiche aufhellen, ohne dass das Bild an Qualität verliert.
Der höhere Dynamikumfang der RAW-Dateien ist besonders nützlich in Situationen mit starkem Kontrast, wie z.B. bei Sonnenuntergängen in der Landschaftsfotografie.
Unterschied 3: Weißabgleich
Der Weißabgleich ist bei JPEG-Dateien fest in den Farbinformationen des Bildes gespeichert. Das ist besonders in Situationen mit Mischlicht wichtig, also wenn Lampen und Tageslicht im Bild sind. Wenn der Weißabgleich der Kamera bei der Aufnahme nicht stimmt hast du in RAW-Dateien viel mehr Spielraum
Wieso RAW nachbearbeitet werden muss
Bei den RAW-Daten kocht jeder Hersteller sein eigenes Süppchen. Deswegen ist „RAW-Datei“ auch ein Überbegriff. Die Dateiendungen lauten daher je nach Hersteller unterschiedlich:
- Canon: .CR2 / .CR3
- Nikon: .NEF
- Sony: .ARW
- Fujifilm: .RAF
- Olympus/OM-Systems: .ORF
- Leica: .DNG (Von Adobe)
Um das rohe Bild zu „interpretieren“ und als am Ende als fertig bearbeitete JPEG-Datei auszugeben benötigst du einen RAW-Konverter wie etwa Lightroom Classic* oder Adobe Camera RAW (in Photoshop). Auch wenn du das Bild nicht bearbeitest wird deine Software z.B. ein Farbprofil benutzen um die Informationen der Datei darzustellen. Da du RAW-Daten nicht direkt teilen kannst, weil die meisten Online-Services wie etwa Instagram, Twitter oder Facebook keine RAW-Daten unterstützen musst du das Bild z.B. in ein JPEG umwandeln.
Sind JPEG-Dateien direkt aus der Kamera unbearbeitet?
Nein. Während du die RAW-Konvertierung und Bearbeitung bei RAW-Dateien selbst bestimmen kannst übernimmt das bei JPEG-Dateien die Kamera vorher für dich. Daher ist es total sinnlos, dass sich einige Fotograf:innen damit rühmen nur „unbearbeitete“ JPEGs zu fotografieren und direkt aus der Kamera online zu zeigen.
Mit welcher Software oder App kann ich RAW-Dateien öffnen?
Für die RAW-Konvertierung gibt es inzwischen sehr viele Programme und Apps. Die bekanntesten sind Photoshop mit dem eingebauten RAW-Konverter CameraRAW, Lightroom Classic und Lightroom. Es gibt aber noch mehr Hersteller als Adobe.
Übersicht RAW-Konverter und Lightroom-Alternativen
- Photoshop* (CameraRAW, Abo)
- Lightroom Classic (Abo)
- Lightroom* (Cloud-Version von Lightroom Classic, Abo)
- Apple Fotos (Auf Apple-Geräten enthalten)
- Luminar* (Abo)
- Darktable (kostenlos, Open Source)
- GIMP (Kostenlos, Open Source)
- Raw Therapee (kostenlos, Open Source)
- CaptureOne (Abo & Einmalzahlung)
- Affinity Photo (Einmalzahlung)
Wann das JPEG-Format im Vorteil ist
Das JPEG-Format ist eine gute Wahl, wenn du schnell und einfach Fotos teilen oder veröffentlichen möchtest. JPEG-Dateien können durch die geringeren Dateigrößen schneller hochgeladen werden. Zudem wird das Format von so gut wie allen Geräten unterstützt.
Viele Presse-Fotograf:innen nutzen JPEG-Fotos, weil die Bilder bei wichtigen Events teilweise schon Minuten nach der Aufnahme verwendet werden müssen. Beim Finale der Fußball-Weltmeisterschaft wird zum Beispiel nach jedem Tor gleich eine Meldung mit Foto rausgegeben. In solchen Situationen bleibt nicht genug Zeit um das Foto noch aufwändig nachzubearbeiten. Daher muss es schon perfekt fotografiert sein.
Wenn du eine Fuji-X-Kamera besitzt, kannst du dir durch die umfangreichen Film-Looks vielleicht sogar die Bearbeitung sparen.
Welche Vorteile Raw gegen JPG hat
Das RAW-Format ist immer dann vorteilhaft, wenn du deine Fotos nachträglich bearbeiten möchtest. Da RAW-Dateien alle Daten enthalten, die von den Sensoren der Kamera erfasst wurden, hast du mehr Spielraum bei der Anpassung von Belichtung, Kontrast, Farbe und Schärfe.
Überall wo es auf feine Abstufungen in Farbverläufen ankommt, zum Beispiel bei Hauttönen oder Himmeln im Sonnenuntergang, ist das RAW-Format klar im Vorteil. Durch den höheren Dynamikumfang in Farben und Tonwerten stehen einfach mehr Stufen für diese Verläufe zur Verfügung. So kannst du das sogenannte Banding vermeiden, bei dem sich unschöne Stufen in Verläufen abzeichnen.
Manche Bilder sind ohne RAW-Format auch gar nicht möglich, weil der Dynamikumfang sonst zu hoch wäre. Wenn du zum Beispiel im Sonnenuntergang gegen die Sonne fotografierst und eine Person korrekt belichtet sein soll, brennt der Himmel aus. Daher musst du unterbelichten und dann in der Nachbearbeitung die Helligkeit wieder hochziehen.
Raw-Dateien sind auch immer dann hilfreich wenn sich die Bedingungen ständig und schnell ändern. Zum Beispiel wenn man als Hochzeitsfotograf:in unterwegs ist und die Braut aus der Sonne draußen in die dunkle Kirche begleitet. Falls in der Hektik mal ein Bild nicht ganz perfekt belichtet ist, hat man dann in der Nachbearbeitung in Lightroom noch mehr Spielraum um das Bild zu retten.
In RAW oder JPEG fotografieren oder beides?
Die meisten höherwertigen Kameras bieten beide Formate an. Einige sogar RAW und JPEG gleichzeitig. Damit hast du zwar einen höheren Speicherbedarf als nur mit RAW, bist aber in jedem Fall auf der sicheren Seite.
Alternativ bieten die an Profis gerichteten Kameramodelle oft zwei Speicherkarten-Steckplätze, sodass du auf einer Karte JPEGS und auf einer Karte RAW-Dateien speichern kannst. Das ist dann aber kein vernünftiges Backup der Dateien.
Fazit: Was ist besser RAW oder JPG
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das RAW-Format immer dann die beste Wahl ist, wenn du deine Fotos nachträglich bearbeiten oder ausdrucken möchtest und wenn du mehr Kontrolle über Belichtung, Farben und Dynamikumfang deiner Fotos haben möchtest.
Wenn du hingegen keine umfangreiche Nachbearbeitung planst und deine Fotos nur für den Online-oder privaten Gebrauch speichern möchtest, ist das JPEG-Format eine gute Wahl. Genauso wenn du Speicherplatz auf Speicherkarten und Festplatten sparen möchtest.
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Danke für den beitrag.
Liebe Grüße
Sabrina