Strymon Bluesky vor gelbem Hintergrund - Produktfotografie Tutorial
Fotografie

Kreative Produktfotos mit einfachen Mitteln

Kai

Ihr habt sie alle schon gesehen: Produktfotos vor weißem Hintergrund. Für alle Onlineshops sind solche Fotos ein Standard. In den meisten Fällen bekommen die Shops diese Bilder auf vom Hersteller geliefert. Wer allerdings seine Produkte, zum Beispiel bei DIY-Seiten wie Dawanda oder Etsy, oder auch in den Social Media-Kanälen etwas kreativer präsentieren möchte, muss oft einen größeren Aufwand betreiben.

📸 Kreative Produktfotos mit einfachen Mitteln

Für das heutige Tutorial habe ich euch eine einfache Möglichkeit herausgesucht, euch ein wenig von der Masse abzusetzen. Dafür habe ich mich vom Instagram-Kanal des Gitarreneffekte-Herstellers Boss inspirieren lassen. Das Social-Media-Team dort hat einen tollen, sehr minimalistischen, aber auch sehr effektiven Style gefunden ihre vielen bunten Effektpedale zu präsentieren.

Die Ausrüstung: Was braucht man für kreative Produktfotos?

Heute möchte ich euch zeigen, wie ihr mit einfachen Mittel auch solche tollen Produkt-Fotos machen könnt. Die Liste des Equipments ist gar nicht so lang und vor allem nicht besonders teuer. Klar, nach oben sind wie immer keine Grenzen gesetzt, aber wofür viel Geld ausgeben, wenn es auch günstig geht? 😉

  1. Kamera* oder Handy*
  2. LED-Foto-Glühbirne*
  3. Foto-Lampenfassung*
  4. Farbiger Karton* aus dem Bastelladen
  5. Lichtstativ* oder Mikrofonständer
  6. Dünne weiße Plastiktüte vom Dönerladen
  7. Optional: Kamerastativ*
  8. Optional: 5-in-1-Reflektor*

Der Aufbau

Das heutige Setup ist eigentlich relativ einfach. Ihr sucht euch einen farbigen Karton aus, der gut zu Eurem Produkt passt. Hier ist natürlich der persönliche Geschmack gefragt, ich habe mich aber für recht kräftige Farben entschieden, die einen starken Kontrast zum Produkt bilden. Man braucht auch nicht immer ganze Bögen, wir haben die Fotos hauptsächlich mit Bastelresten gemacht. Das schöne an den Kartons ist, dass ihr auch verschiedene Farben kombinieren und so, wie in dem Foto oben von Boss, geometrische Muster als Hintergrund nutzen könnt. Das habe ich auch bei meinem Foto hier gemacht.

Diese Farbkombinationen funktionieren meist gut

  • Ton in Ton/Monochrom – Der Hintergrund ist eine Schattierung oder die gleiche Farbe wie das Produkt
  • Warm-Kalt-Kontrast – Der Hintergrund hat einen warmen Farbton, das Produkt einen kühlen oder umgekehrt
  • Farbig-Farblos-Kontrast – Der Hintergrund ist farbig, das Produkt hat einen Weiß-, Grau- oder Schwarz-Ton oder umgekehrt

Der Lichtaufbau

Das Licht wird so aufgebaut, dass die Lampe das Produkt gut ausleuchtet. In meinen Fotos habe ich direkt von oben auf das Produkt herunter fotografiert. Dabei habe ich darauf geachtet, dass die Oberfläche des Produktes gut beleuchtet ist und der Schlagschatten nach links unten im Bild geht. Daher habe ich die Lampe am rechten oberen Bildrand platziert und so hoch über dem Produkt eingesetellt, dass der Schatten gut aussah. Je tiefer die Lampe eingestellt ist, desto länger ist der Schatten.

Ihr merkt schon, das ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Am besten probiert ihr das einfach mal aus. Das Schöne an Dauerlicht ist ja, dass man genau sehen kann, was man macht. Nehmt die Lampe einfach und haltet sie mal höher, mal tiefer, mal weiter weg, mal näher dran und so weiter.

Wichtig bei der Auswahl der Lampe ist die Farbtemperatur. Für Produkt-Fotos eignet sich am besten eine Farbtemperatur von 5500 Kelvin. Das ist die gleiche Temperatur, die auch alle Blitzgeräte benutzen, und entspricht ungefähr der Mittagssonne. Dadurch gibt es keine besonders gemütliche Atmosphäre, die Bilder lassen sich aber später leichter bearbeiten. Es gibt dafür auch spezielle Foto-Glühbirnen. Entweder als LED- oder Leuchtstoffröhren-Variante.

Hier findet Ihr Lampe*Fassung*und Lichtstativ*, die ich hier benutze. Die Produkte lassen sich auch mit einer normalen Schreibtischlampe fotografieren, da ist die Nachbearbeitung aber aufwendiger, besonders wenn auch noch normales Tageslicht zusätzlich auf dem Foto zu sehen ist.
Natürlich kannst du auch Blitze als Lichtquelle benutzen. Zum Anfang ist so ein Dauerlicht aber einfacher in der Handhabung.

Die DIY-Softbox

Damit das Licht nicht ganz so hart ist, bauen die meisten Fotografen eine Softbox vor ihre Studio-Blitze. Die sind aber recht teuer. Eine günstige Alternative dazu sind Durchlichtschirme, die schlucken aber recht viel Power des Lichtes. Ich habe heute einfach eine (saubere) Plastiktüte vom letzten Besuch beim Dönerladen genommen. Die Faustregel ist hier: Je größer die Lichtquelle, desto weicher das Licht, also desto unschärfer die Schatten. In den meisten Fällen sieht weiches Licht vorteilhafter aus.

ACHTUNG: Dieser Trick funktioniert natürlich nur mit Leuchtmitteln, die nicht sehr heiß werden, wie LED-Birnen oder Leuchtstoffröhren, da die Tüte sonst schmilzt. Wenn ihr die Glühbirne nach ein paar Minuten Laufzeit noch anfassen könnt, ohne euch die Finger zu verbrennen, dürfte die Nutzung der Tüte problemlos funktionieren 😉

Strymon Bluesky vor gelbem Hintergrund - Produktfotografie Tutorial

Die Kameraeinstellungen

Für meine Kamera* waren die Fotos keine große Herausforderung. Als Objektiv habe ich meine 50mm Festbrennweite* benutzt, da es bei dieser Brennweite sehr wenig Verzerrungen gibt, was für Produktfotos sehr wichtig ist. 50mm-Objektive gibt es auch von fast allen Herstellern zumindest für Spiegelreflexkameras ziemlich günstig. Die Blende habe ich auf f4,5 einsgestellt, den ISO-Wert auf 400. Das ergab im Blenden-Automatik-Modus bei mir eine 1/60-Sekunde Belichtungszeit. Um die Kamera in der Hand zu halten, hätte ich den ISO-Wert noch höher eingestellt, zum Beispiel auf 800. Da die Kamera aber auf dem Stativ stand, war die Zeit völlig okay.

Bei meinem Stativ* kann man die Kamera auch zur Seite herausfahren, was gerade für solche Fotos von oben sehr praktisch ist. Ich kann euch nur empfehlen bei der Anschaffung eines Statives etwas mehr Geld zu investieren, da man das in der Regel nur einmal für viele Jahre kauft. Ich benutze das 190 von Manfrotto, das es im Set mit dem Kugelkopf 496 gibt. Das reicht für alle meine Anforderungen voll aus. Wenn ihr schon eins habt, tut es das natürlich auch.

Der Reflektor

Um die Schatten noch ein wenig aufzuhellen habe ich am unteren linken Bildrand noch einen Reflektor* ans Stativ gelehnt. Die silberne Seite reflektiert dabei ein wenig des Lichtes. Außerdem erhält man so eine glänzende Ecke an der unteren linken Ecke des Produkts.

Fazit

Wenn Du noch Fragen hast, schreib sie einfach hier oder bei Youtube in die Kommentare, dann können auch andere Leser von den Antworten profitieren 😉

Vielleicht schaust du auch einmal bei meiner Serie »Blitzen lernen« rein, in Teil 7 erkläre ich zum Beispiel wie man – ebenfalls mit einfachen Mitteln – leckere Foodfotos machen kann.

Benutzte Produkte

Fulltone OCD – kreative Produktfotografie
Teletronix-Mulholland-Drive – kreative Produktfotografie

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4 Kommentare

  1. Hallo Kai,
    du hast direkt von oben senkrecht runter fotografiert und entsprechend ausgeleuchtet.
    Das ist prima – hast du Tipps, wie man prinzipiell den gleichen Aufbau macht, nur mit großen Objekten? Aktuell in einem Projekt geht es um Teppiche, 4 Meter und größer.
    Denke kurze Brennweite, von einer Leiter herunter sollte klappen.
    Aber was macht man für die gleichmäßige Ausleuchtung?

    • Hey Bastian,

      Wenn möglich würde ich keine kurze Brennweite nehmen, da diese die Teppiche stark verzerrt. Wenn es räumlich möglich ist, wären ein 50mm oder ein Makro am besten geeignet, da diese meist sehr wenig verzerren.
      Eine Leiter ist gut geeignet, denke ich. Bei der Beleuchtung gilt hier: Viel hilft viel. Also min. 2 große Lichtformer, wie zum Beispiel dieser Schirm* Und Blitze dazu.
      Alternativ kann man auch in der Bildbearbeitung noch viel rausholen, z.B. indem man mehrere Fotos zusammensetzt, in denen verschiedene Teile des Teppichs gut beleuchtet sind. Das ist aber viel mehr Aufwand als gleich gut auszuleuchten.
      Ich hoffe das hilft dir! 🙂

  2. 50mm und großer Schirm. Ok, dann hoffe ich, dass die Decke hoch genug ist 🙂
    Ansonsten, wie du schon sagst, am PC zusammensetzen, halt mit mehr Aufwand. Danke dir, für die guten Tipps!

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