Nach einer Zeit hat man sich einfach an den perfekten Abbildungen moderner Objektive und dem wunderschönem sauberen Bokeh lichtstarker Festbrennweiten sattgesehen und möchte einfach mal etwas anderes machen. In diesem Fall ist Freelensing eine schöne Möglichkeit aus dem gewohnten Trott auszubrechen.
Objektivumbau
Bei der Recherche nach neuen Kreativtechniken bin ich auf einen Artikel von Sam Hurd gestoßen. Und da ich zufällig auch noch ein kaputtes Canon EF 50mm 1.4* herumliegen hatte wurde das kurzerhand auseinander geschraubt, das Bajonett entfernt und es so in ein Freelensing-Objektiv verwandelt. Damit kann man wie mit einem Tilt-/Shift-Objektivs arbeiten und die Schärfeebene auch nach links, rechts oben und unten bewegen. Zusätzlich hat man aber noch mehr Möglichkeiten.
Durch die Öffnung des Objektivs an der Seite und die Haltung mit der Hand dringt manchmal dort Licht hinein und erzeugt verrückte „Lens-Flares“. Manche Fotograf:innen bauen sich deshalb noch Konstruktionen mit einem Bajonett an einem Schlauch. Ich finde diese Artefakte aber eher gut, daher habe ich darauf verzichtet.
Du kannst auch ohne ein Objektiv zu zerstören freelensen. Dafür löst du das Objektiv von der Kamera, setzt es wieder an die Kamera und schraubt es dann nicht fest, sondern kippst es in die gewünschte Richtung. Allerdings klappt das meist nicht so gut, weil dem Objektiv meist die Bewegungsfreiheit für die richtige Fokussierung fehlt.
Fokussieren beim Freelensen
Das Fokussieren bedarf etwas Übung. Am leichtesten ist es, wenn man die Hand mit dem Ballen an die Kamera setzt und das Objektiv locker mit Daumen und Zeigefinger vor den Sensor hält. Dann kann man den Fokus durch die Entfernung des Objektivs zum Sensor verändern. Dann muss man einfach viel ausprobieren und üben. Und darum geht es ja 🙂 Für den Anfang ist es zudem leichter mit einer etwas geschlosseneren Blende zu fotografieren, falls die sich am Objektiv einstellen lässt.
Zusätzlich hilft es bei Spiegelreflex-Kameras im Liveview zu fotografieren und dabei die Bildschirmlupe zu benutzen. Spiegellose Kameras bieten meist noch mehr praktische Fokussierhilfen an, wie zum Beispiel Focus-Peaking. Auch das hilft sehr.
Altglas FTW
Wenn du selbst ein Freelensing-Objektiv bauen möchtest, kannst du auf die vielen alten und günstigen 50mm-Objektive aus der analogen Zeit auf dem Gebrauchtmarkt, z.B. bei eBay*, zurückgreifen. Wenn du das Objektiv mit der Hand vor der Kamera hältst, spielt auch der Anschluss keine Rolle. Du solltest dann nur beim Kauf darauf achten, dass die Blende am Objektiv einstellbar ist. Bei manchen Objektiven, besonders bei moderneren und elektronisch gesteuerten, ist die Blende geschlossen, wenn man es von der Kamera nimmt. Schau einfach mal, was du für kleines Geld bekommst.
Fertiglösung: Lensbaby Composer Pro II
Wenn du keine Lust hast an Objektiven herumzuschrauben, gibt es Alternativen: Von Lensbaby gibt es das Composer Pro II mit aktuell drei verschiedenen Linsen mit Brennweiten von 35mm bis 80mm. Die sind etwas teurer als ein gebrauchtes oder kaputtes Objektiv, funktionieren aber dafür berechenbarer. Und vermutlich kann man damit etwas einfacher Fokussieren.
Beispielbilder
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