Fotografie, Kurz erklÀrt

Was ist die Belichtungszeit in der Fotografie? – Einfach erklĂ€rt!

Kai

Wenn man sich mit Fotografie beschĂ€ftigt, kommt irgendwann der Moment, an dem man raus aus der Automatik und rein in den manuellen Modus möchte. Um den manuellen Modus zu beherrschen, muss man zuerst ĂŒber drei Dinge Bescheid wissen: Belichtungszeit, Blende und ISO. Die drei bilden das sogenannte Belichtungsdreieck. In diesem Artikel kĂŒmmern wir uns nur um die Belichtungszeit.

Kurz erklÀrt: Die Belichtungszeit/Verschlusszeit

Was ist die Belichtungszeit in der Fotografie eigentlich?

Die Belichtungszeit ist die Zeit, in der Licht durch das Objektiv auf den Sensor oder den Film in der Kamera scheint. Damit das nicht die ganze Zeit passiert, ist in der Kamera ein sogenannter Verschluss eingebaut. Deshalb wird die Belichtungszeit auch Verschlusszeit genannt. Bei den meisten Kameras ist der Verschluss mechanisch. Also eine Art „Klappe“, die sich fĂŒr die eingestellte Belichtungszeit öffnet und danach wieder schließt. Stell dir den Verschluss einfach als Knick in einem Gartenschlauch vor: Wenn du den Knick loslĂ€sst, kommt so lange Wasser aus dem Schlauch, bis du ihn wieder knickst.

Bei Spiegelreflexkameras klappt wĂ€hrend der Belichtungszeit gleichzeitig noch der Spiegel hoch, der das Bild sonst in den Sucher reflektiert. Inzwischen gibt es auch elektronische VerschlĂŒsse. Die sind meist bei spiegellosen Kameras und vor allem bei Smartphones zu finden. Bei elektronischen VerschlĂŒssen wird wĂ€hrend der Belichtungszeit vereinfacht gesagt fĂŒr die Dauer der Belichtungszeit der Sensor ausgelesen.

Nochmal zusammengefasst: Je lĂ€nger der Verschluss geöffnet bleibt, desto mehr Licht kommt durch. Und die Zeit zwischen Öffnen und Schließen ist die Belichtungszeit.

Hier könnt Ihr den Verschluss in Aktion sehen:

Wie kann man die Belichtungszeit kreativ nutzen?

Wie die Blende, kannst du auch die Belichtungszeit kreativ nutzen. GrundsÀtzlich lassen sich mit kurzen Belichtungszeiten (z.B. 1/1000s) Bewegungen einfrieren, und mit lÀngeren (z.B. 1/20s) lassen sich Bewegungen verwischt darstellen. Letzteres bringt meist sehr viel Dynamik ins Bild und zeig die Bewegung.

Damit verbunden sind aber immer ein paar Probleme. Ist es dunkel, sind kurze Belichtungszeiten schwierig umzusetzen, da ja bei einer kurzen Belichtung nur wenig Licht auf den Sensor trifft. Um dem entgegenzuwirken muss man die Blende weiter öffnen und ggf. den ISO hochschrauben. Manchmal reicht das aber nicht aus und man muss in den sauren Apfel einer etwas lĂ€ngeren Belichtungszeit beißen oder mehr Licht zur VerfĂŒgung haben. Zum Beispiel durch Benutzung eines Blitzes.

Ist es hingegen sehr hell, zum Beispiel an einem sonnigen Tag zur Mittagszeit, lassen sich wiederum lĂ€ngere Belichtungszeiten nur benutzen, wenn man die Blende schließt und den ISO runterdreht. Aber auch das reicht manchmal nicht aus um die Belichtungszeit ausreichend zu verlĂ€ngern.

Zwei Belichtungszeiten im Vergleich

LĂ€ngere Verschlusszeiten haben außerdem die Eigenschaft, dass Bilder gerne mal verwackeln. Als Faustregel kann man sagen, dass man beim Fotografieren aus der Hand die Belichtungszeit nicht lĂ€nger als 1/Brennweite wĂ€hlen sollte. Hast du also ein 50mm-Objektiv, solltest du 1/50s oder kĂŒrzer als Belichtungszeit einstellen.

Da die Regel nur fĂŒr Vollformat-Kameras gilt, kommt bei den meisten Consumer-Kameras noch der sogenannte Crop-Faktor hinzu. Den habe ich hier erklĂ€rt. Hat deine Kamera also ein 50mm-Objektiv und einen Cropfaktor von 1,5, musst du die Brennweite auch noch mit 1,5 multiplizieren. Bei dem 50mm-Objektiv ist deine maximale Belichtungszeit dann: 1/75s.

Beispielfotos

Um einfach nicht noch mehr Worte zu verlieren, habe ich einfach ein paar Beispielbilder herausgesucht. WĂ€hle einfach mal den manuellen Modus und probier ein wenig mit der Verschlusszeit herum, dadurch lernt man am besten! 😉 Du kannst gerne die Kamera-Einstellungen aus den Beispielbildern zum Üben nehmen.

Wenn du dir bei Blende und ISO noch nicht so sicher bist, benutze zunÀchst die Zeitvorwahl-beziehungsweise Blenden-Automatik deiner Kamera. Bei Canon ist das auf dem Moduswahlrad TV, bei anderen Herstellern oft S. Dabei kannst du die Zeit einstellen und Blende und ISO werden automatisch von der Kamera gewÀhlt.

Lange Belichtungszeit

Hier war die Kamera statisch und die Person auf dem Fahrrad hat sich bewegt
F16 – 1/40s – ISO 100 – 35mm (VF)

Bei diesem Portrait habe ich das Modell den Kopf schĂŒtteln lassen und versucht die Kamera möglichst ruhig zu halten. Durch die lange Belichtungszeit ist der Kopf dann verwischt.

Frau fotografiert mit langer Belichtungszeit, sie schĂŒttelt den Kopf
F2.8 – 1/6s – ISO100 – 50mm (VF)

Ein klassischer Anwendungsfall fĂŒr lĂ€ngere Belichtungszeiten ist ein „Mitzieher“. Dabei wĂ€hlt man als Startpunkt eine Belichtungszeit, die ungefĂ€hr bei 1/Geschwindigkeit liegt. Der Bus in diesem Bild bog dort ab und war dementsprechend eher langsam – geschĂ€tzt 20 km/h Deshalb habe ich an der Kamera als Belichtungszeit 1/20s eingestellt.

roter Doppeldecker-Bus auf dem Picadilly Circus in London
F16 – 1/20s – ISO 100 – 35mm (VF)

Kurze Belichtungszeit

Die Leica Q2 Monochrom (Testbericht) hat einen elektrischen Verschluss und mit dem kann man auch bei helllichtem Tag mit Blende F1.7 fotografieren. Ist bei dem Bild natĂŒrlich Quatsch – eine weiter geschlossene Blende wĂ€re wegen der grĂ¶ĂŸeren SchĂ€rfentiefe sinnvoller – aber ich wollte es mal ausprobieren.

Atlantic Hotel Bremerhaven
F1.7 – 1/16.000s – ISO 100 – 28mm (VF)

Kurze Verschlusszeiten können, wie oben beschrieben, Bewegungen einfrieren. Deshalb musste ich fĂŒr dieses Foto, bei dem die Instax SQ6 (Testbericht) in die Luft geworfen wurde, an der Kamera eine 1/800s als Belichtungszeit einstellen.

F5.6 – 1/800s – ISO500 – 17mm (MFT)

Foto-Ideen zur Belichtungszeit

Um das Gelernte gleich anzuwenden kannst du folgende Kamera-Einstellungen bei deinen nĂ€chsten Fotos einmal auszuprobieren. Nutze dafĂŒr die Zeitvorwahl-Automatik (TV oder S auf dem Moduswahlrad)

  • Portrait-Foto ohne Blitz mit 1/20s und mit 1/200s Belichtungszeit
  • Landschaftsfoto mit 5s und mit 1/500s Belichtungszeit
  • Fahrende Autos (Mitzieher, 50 km/h) 1/50s und 1/500s

Ich hoffe du siehst beim Fotografieren den Unterschied zwischen den verschiedenen Belichtungszeiten.

Wenn du noch Fragen, Ideen oder Themen-VorschlÀge hast, schreibe sie gern unten in die Kommentare!

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2 Kommentare

  1. Bastelfreund111 sagt

    Hey,

    danke fĂŒr den sehr interessanten Beitrag! Ich fotografiere in meiner Freizeit GĂ€rten und es ist wirklich interessant, welch wunderbare Gartenwerkzeuge da manchmal ans Licht kommen. Erst gestern habe ich ein GARDENA System entdeckt!

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