Fotografie

Blitzen lernen Teil 4: Rembrandt-Licht und Nebel

Seit Anfang des Jahres bin ich Teil der Studiogemeinschaft des URBNLOFT in Bremen. Das ist für mich eine tolle Gelegenheit meine eigenen Blitz- und Studio-Skills in der Praxis etwas auszubauen. So habe ich im Frühjahr immer wieder freie Shoots organisiert. Fotografieren und Blitzen lernen geht eben nur durch selbst ausprobieren und Fehler machen.

Vorher habe ich mir aber viele Videotutorials reingezogen. Unter anderem den empfehlenswerten Kurs Dramatic Portraiture Lighting Styling & Retouching von Chris Knight bei Pro Edu. Das erste Kapitel (knapp 2,5 Stunden) gibt es übrigens kostenlos bei YouTube zu sehen.

Das Shoot

Zu meinem Glück spielt mein Freund Josh LARP und besitzt dafür eine tolle und unfassbar schwere Rüstung. Beim Shoot mit ihm wollte ich dann folgende im Kurs gelernte Dinge ausprobieren:

  1. Eine Nebelmaschine
  2. Ein dunkler, malerischer Look in Anlehnung an alte Meister
  3. Eine weiche Lichtquelle mit »Rembrandt Licht«

Glücklicherweise gibt es im Fundes des Studios einen tollen dunklen Leinwand-Hintergrund, wie er für ein solches Shoot perfekt ist. Die leichte Struktur in der Bemalung verleiht dem Bild eine tolle Tiefe. Deshalb sind solche Hintergründe bei Fotograf:innen wie Annie Leibovitz, Jan Gonzales oder dem oben genannten Chris Knight so beliebt.

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Equipment

Die Equipmentliste ist relativ kurz. Als Kamera habe ich meine Canon 5D Mark IV benutzt, zusammen mit dem Sigma 50mm Art. Als Blitz kam mein vor kurzem gebraucht gekaufter Profoto D1 zum Einsatz, den ich mit der Profoto AirRemote per Funk ausgelöst habe.

Das Foto hätte ich aber genauso mit einer Einsteigerkamera, einem Objektiv mit einer Brennweite zwischen 40 mm und 85 mm (Vollformat-äquivalent) und einem per Funk ausgelösten Aufsteckblitz machen können. Die oben genannten Geräte sind halt die, mit denen ich aktuell arbeite. Das heißt nicht, dass du die unbedingt benötigst um das Bild zu machen 😉

Da mir die Softboxen von Profoto zu teuer waren, habe ich mir einen Elinchrom Deep White Reflexschirm in der Größe 125cm* als Lichtformer gekauft. Der ist von der Verarbeitungsqualität etwa auf dem Niveau von Walimex Pro*, dabei aber etwas teurer. Allerdings gibt es von Walimex keinen tiefen weißen Schirm. So blieb mir beim Kauf nur die Wahl zwischen dem Elinchrom und dem noch teureren Profoto Deep White L.

Auf der gegenüberliegenden Seite hatte ich zum Aufhellen noch einen 100cm 5-in-1-Reflektor auf einem Stativ mit der silbernen Seite Richtung Josh Kopf stehen.

Was ist Rembrandt-Licht? – Der Lichtaufbau

Blitzen für Anfänger: Portraits im Rembrandt-Stil
Der Lichtaufbau: rechts oben Profoto D1 mit Elinchrom Deep White Umbrella und Diffusor, links der 5-in-1-Reflektor. Der Blitzkopf hinten links wurde für das Foto unten nicht benutzt.

Rembrandtlicht wird durch ein relativ einfacher Lichtaufbau mit nur einer Lampe erzeugt. Der Look orientiert sich an Gemälden der „alten Meister“ aus dem 14.–18. Jahrhundert. Unter anderem von Rembrandt. Das Licht zeichnet sich durch ein charakteristisches Licht-Dreieck unter dem Auge der lichtabgewandten Seite aus. Das wird durch den Schatten der Nase gebildet, wie im Bild markiert:

Das unbearbeitete Bild mit dem Rembrandt-Dreieck unter dem linken Auge

Bei Rembrandts Gemälden ist das Licht eigentlich relativ hart. Das heißt die Schatten haben schärfere Kanten. Ich fand hier das weiche Licht mit weicher auslaufenden Schatten aber passender. Daher habe ich das Konzept dahingehend etwas abgewandelt und mich für den weißen Schirm, den Diffusor und auch für den Hazer entschieden.

Um dieses Licht zu erzeugen leuchtet der Blitz ungefähr 45° von oben. Seitlich schiebst du ihn dann so weit um das Modell herum, bis der Schatten der Nase lang genug ist um das Dreieck zu schließen. Hilfreich ist es, wenn das Modell sich nicht zu sehr bewegt. Daher habe ich Josh hier auf einem Hocker sitzen lassen.

Das Einstelllicht eines Studioblitzes erleichtert gegenüber einem Aufsteckblitz die Arbeit natürlich enorm, da man schon vor der Aufnahme ungefähr sehen kann wie das Licht ausgerichtet ist.

Der Hazer

Die Nebelmaschine ist eigentlich gar keine, sondern ein sogenannter Hazer. Der Unterschied ist die Größe der Tröpfchen: Haze ist feiner als Nebel. Bei Nebelmaschinen tritt oft der Effekt auf, dass man die Nebelwolken auch als solche erkennt. Der Haze ist so fein, dass man ihn erst gar nicht wahrnimmt.

Zu viel Nebel ist auch nicht gut.

Der Look Unique 2.1 ist ein richtig gutes Teil, den ich mir bei Mäding, einer Bremer Firma für Veranstaltungstechnik, gemietet habe. Der Vorteil eines solchen Profiteils ist, dass es viel Power hat. Damit lässt sich ganze Raum sehr schnell vollnebeln. Der Nachteil ist, dass das manchmal viel zu schnell geht und auf den Fotos dann nur noch Nebel zu sehen ist, besonders wenn ein Blitz im Spiel ist. 😀 Beim Lüften hatte ich ein wenig Angst, dass jemand die Wolke sieht und die Feuerwehr ruft. Aber man kann den Hazer auch sehr gut runterregeln. Es braucht nur ein wenig Erfahrung.

Aber die Ergebnisse können sich sehen lassen, finde ich. Um zu sehen welch großen Einfluss der Haze auf die Fotos hat, schau dir einmal das folgende Vergleichsbild an:

Auf dem linken Bild ist insgesamt und besonders im Gesicht der deutlich höhere Kontrast zu erkennen: Die dunklen Stellen sind dunkler, die hellen Stellen heller. Das sieht zwar „knackig“ aus, der Nebel sorgt aber mit für den malerischen Look, den ich erzielen wollte. Dadurch wird das Licht noch weicher als es durch den weißen Schirm und das davor gespannte Diffusortuch sowieso schon ist.

Vergleichsbild: In der linken Hälfte ein Portrait, das ohne Nebel fotografiert wurden, im rechten mit Nebel.
links ohne Nebel, rechts mit Nebel

Bearbeitung

Bei der Bearbeitung habe ich zuerst in Lightroom mein Standard-Preset benutzt, das auf dem VSCO Portra 800 basiert, aber deutlich entschärft ist. Es macht die Farben etwas kühler, lässt die Hauttöne besser aussehen und erhöht den Kontrast etwas. Letzteres habe ich dann aber durch Bewegen der Tiefen- und Schwarz-Regler sogar wieder etwas abgeschwächt.

Links direkt aus der Kamera und rechts nach der Lightroom-Bearbeitung

Im Den Weißabgleich habe ich insgesamt etwas kühler und grüner als im Originalbild eingestellt. Danach war aber die Haut zu kühl. Das habe mit einem Korrektur-Pinsel aber wieder zurückgedreht. Das Kettenhemd habe ich mit einem Korrektur-Pinsel stark entsättigt. Zum habe ich noch die helle Hose stark abgedunkelt, die hat vom Gesicht abgelenkt. Durch den kühlen Hintergrund liegt der Fokus damit dann mehr auf dem hellen und Warmen Gesicht.

Photoshop-Bearbeitung

Im Anschluss hat das Bild für den Feinschliff noch eine Tour durch Photoshop gedreht. Einige Dinge lassen sich dort einfach viel besser und schneller korrigieren, z.B. die wenigen zu hellen Kettenglieder, die Beulen in Schulterpanzer und Kragen oder das unglücklich fallende Kettenhemd unter dem rechten Ellenbogen. Auch das Hervorheben der Augen und einige andere Helligkeitskorrekturen habe ich mit der Dodge & Burn-Methode in Photoshop erledigt.

Hier das Vorher-Nachher:

Hier nochmal das fertige Bild:

Fazit

Das Shoot hat echt Spaß gemacht und ich bin sehr zufrieden mit den Bildern. Wenn du diesen Stil auch mal ausprobieren möchtest, brauchst du nicht unbedingt einen teuren Hazer, eine Nebelmaschine kann man oft irgendwo günstig oder kostenlos ausleihen. Zum Beispiel in Schulen, Gemeinden Vereinsheimen oder bei Bekannten mit Party-Keller. Frag ruhig mal herum. Ansonsten kannst du auch bei Veranstaltungstechnikern nachfragen, die freuen sich nach der Coronazeit auch über jeden kleinen Auftrag.

Die anderen Artikel aus dieser Serie:

  1. Equipment für Blitz-Anfänger:innen
  2. Der integrierte Blitz
  3. Low-Key und Kantenlicht
  4. Rembrandt-Licht und Nebel
  5. 5 einfache Looks mit einem Aufsteckblitz
  6. Superweiches Fensterlicht
  7. Food-Fotografie mit einem Blitz
  8. Weiches Licht vs. Hartes Licht

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