Wie die Zeitschrift Profifoto unter Berufung auf die SZ und eine Pressemitteilung der CDU/CSU-Fraktion berichtet, ist die Wiedereinführung der Meisterpflicht für Fotografen offenbar abgewendet. Ich hatte hier und hier schon dazu berichtet. So will die Koalition dem Bundestag vorschlagen die Meisterpflicht für 12 Handwerksberufe wieder einzuführen. Die Fotografen sind aktuell nicht darunter.
Wie hanebüchen manche Argumentate des Centralverbands Deutscher Berufsfotografen sind, der sich vehement für die Wiedereinführung der Meisterpflicht ausgesprochen hatte, kann man im Protokoll der Anhörung im Wirtschaftsministerium nachlesen. Dort ist zum Beispiel von der Gefahr für Leib und Leben durch die Chemie bei der Entwicklung analoger Fotos. Im dazugehörigen Formblatt ist sogar von der großen Gefahr implodierender Blitzgeräte die Rede.
Gleichzeitig musste der CV dann in der schriftlichen Stellungnahme einräumen, dass bei der Gefahr für Leib und Leben »für fotografische Produkte keine große Relevanz hergeleitet werden kann.«
Ich begrüße es, dass die Bundesregierung zumindest im Fotografen-Markt nicht zu protektionistischen Maßnahmen greifen will. Ob das alles genauso im Bundestag durchgeht bleibt aber noch abzuwarten.
Vielleicht greift die offizielle Begründung auch bewußt zu kurz. Es wird natürlich in erster Linie darum gehen, eine unliebsame (aber nötige) Konkurrenz zu eliminieren, trotz dessen deren Qusalität nicht zwingend schlechter sein wird. Was heutzutage von niedergelassenen „Meisterbetrieben“ an Ergebnissen abgeliefert wird, wird dem gerne verbreiteten Bild des soliden Handwerks leider auch nicht immer gerecht. Und eine Familie mittleren Einkommens ist ja schon heute kaum in der Lage, offizielle Handwerkerrechnungen zu begleichen. Final geht´s sicherlich auch um die Thematik Schwarzarbeit. Oder legaler Nebenerwerb. Da bleibt zu erwarten, ob der geplante Ausstieg aus dem Bargeld nach der wiedereingeführten Meisterpflicht die Stufe 2 der Enteignung sein wird.
Hallo Dirk!
Natürlich ist diese Maßnahme vorrangig protektionistisch. Allerdings hat der Ausstieg aus dem Bargeld nichts damit zu tun und beides ist auch keine Enteignung.
Es ist also (vorerst) entschieden… was bleibt?
Habe hier die INPHOTO von Juli-August 2019 liegen. Hier wird davon gesprochen das 94% der rund 30.000 angemeldeten Betriebe (also 28.200! vs 1.800) nicht mehr als 24.500€ im Jahr verdienen.
Dies lässt 2 Rückschlüsse zu:
1. Der Schwarzarbeitanteil in der Fotografie liegt bei über 90% (dazu kommen noch diejenigen, die garnicht gemeldet sind. Und wer von der unter 25.000€ Regelung weiß, dem ist der Betrag auch klar ).
Wer gutgläubig der Theorie nicht folgen will (und ich kann das natürlich auch nicht belegen) kommt aber zu Punkt 2.
Über 90% der Fotografen verdient nicht genug für den Lebensunterhalt, geschweigedenn sogar Altersvorsorge etc.
Beides kann nur zu dem Rückschluss führen, dass eine Regulierung für den Fotografenmarkt dringend nötig wäre, denn das kann ja nicht das Ziel für eine Branche sein. Auch für einen Mix aus beiden Versionen trifft das zu.
Nachdem bekannt wurde, dass das Hauptkriterium zur wiedereinführung des Meisters „Gefahr für Leib und Leben“ ist, war mir klar das der Fotograf nicht dazugehören wird. Dies ist sicherlich nicht gegeben bei einem Fotografen auch wenn der CV das mehr schlecht als recht versuchte zu Argumentieren.
Der Markt ist völlig verrüttet. Für die, die nur Nebenbei sich damit Geld verdienen natürlich eine Supersache. Für alle Anderen die fleißig Steuern bezahlen, weiterhin Wettbewerbsverzerrung. Oder eben Version 2, drohende Altersarmut für über 28.000 von 30.000 Fotografen. Eine gesunde Branche sieht jedenfalls in meiner Welt anders aus.
Version 1 erklärt dann auch, warum „Da bleibt zu erwarten, ob der geplante Ausstieg aus dem Bargeld nach der wiedereingeführten Meisterpflicht die Stufe 2 der Enteignung sein wird.“ ängste schürrt bei Dirk Trampedach. Meisterzwang und kein Bargeld, wie sollen dann die 90% sich weiterfinanzieren? Bin zwar prinzipiell für Bargeld, aber auf die Branche bezogen wäre das in der Tat nützlich.
Hallo paZe,
die Zeitschrift konnte ich im Netz leider nicht finden, hast du einen Link dazu? Der Artikel würde mich interessieren.
Zu deinen Rückschlüssen:
Die Zahlen lassen auch noch mehr mögliche Ursachen zu. Zum Beispiel, dass viele Fotografen Ihr Business als Nebenerwerb ausüben. Das ist sowohl legal, als auch unproblematisch für die Sozialversicherungen und Rentenkassen, da diese ja anhand des kompletten Einkommens berechnet werden.
Auch wäre möglich, dass Fotografen in günstigen Regionen (z.B. in Brandenburg auf dem Land) leben und gar nicht viel mehr Geld zum Leben benötigen.
So einfach ist es also nicht. Und auch 90% der Fotografen als Schwarzarbeiter darzustellen finde ich absolut ungerecht!
Zum eigentlichen Punkt: Ja, so richtig gesund ist die Branche nicht. Das würde sich aber durch Wiedereinführung der Meisterpflicht nicht bessern. Zum einen, weil es ja eine Bestandssicherung geben soll, zum anderen weil eine abgeschlossene Meisterausbildung ja kein ausreichendes Einkommen garantiert.
Die wirklichen Gründe für die schwierige Situation liegen viel tiefer, wie man zum Beispiel diesem Artikel und der darin zitierten Studie entnehmen kann.