Du hast im Urlaub tausende Bilder gemacht, willst aber gar nicht alle behalten? Du weißt nicht, wie du deine Fotos am besten organisieren sollst? Du hast Lightroom Classic gerade heruntergeladen, das erste Mal geöffnet und bist völlig überfordert?
So ging es mir am Anfang auch. Ich habe mit Lichtroom 2 angefangen, da war es noch ein wenig übersichtlicher. Dennoch hat es ein wenig gedauert, bis ich zu einem guten Workflow gelangt bin. Das erfordert natürlich ein wenig Übung und Benutzung der App, das bleibt auch mit einem guten Tutorial nicht aus. Ein Tutorial kann aber dieses Zeit verkürzen.
Achtung: Es gibt auch noch eine abgespeckte Cloud-Version von Lightroom. Die heißt Lightroom CC. Dort müssen alle Fotos in die Adobe Cloud hochgeladen werden, können dann aber auch am Smartphone oder auf dem iPad bearbeitet werden. Adobes Namensgebung ist hier echt verwirrend. Mein Tutorial bezieht sich nur auf die Desktop-Version, Lightroom Classic. Dort werden die Bilder auf der Festplatte gespeichert und können dann mit der Software bearbeitet werden.
Diese Serie soll dir den Einstieg in dieses tolle Programm ein wenig zu erleichtern. In Teil 1 kümmern wir uns komplett um das Bibliothek-Modul. Das ist der Teil, der gleich nach dem Start geöffnet ist und in dem die Bilder verwaltet werden. Zu jedem Modul wird es einen Teil in dieser Serie geben.
Module sind in Lightroom die Oberflächen für die verschiedenen Aufgaben. Das Menü zur Auswahl dieser Module befindet sich am oberen Rand
1. Das Bibliothek-Modul – Überblick
Das Bibliothek-Modul ist grundsätzlich erst einmal in drei Spalten unterteilt:
- In der linken Spalte (grün) sind die Ordnerstruktur der Festplatte, die Sammlungen und die Veröffentlichungsdienste untergebracht.
- In der mittleren Spalte (gelb) sind die Bilder im aktuell ausgewählten Ordner zu sehen.
- Die rechte Spalte (blau) beinhaltet die Infos zu aktuell ausgewählten Dateien, z.B. ein Histogramm, ein paar grundlegende Bearbeitungswerkzeuge, die Verschlagwortung und Metadaten.
Bevor wir allerdings anfangen können Bilder zu katalogisieren, benötigen wir erst einmal ein paar Bilder im Katalog 😉
2. Bilder in Lightroom importieren
Dafür klickt man einfach unten links auf „Importieren“. Dann öffnet sich der Import-Dialog (siehe oben). Dort tauchen eingesteckte Speicherkarten oder angeschlossene Kameras immer in der oberen linken Ecke auf. Darunter finden sich die Festplatten des Computers. In der Mitte werden die Bilder an der ausgewählten Quelle gezeigt.
Oben über den Bildern gibt es einen wichtigen Bereich in dem man die Art auswählen kann, wie die Bilder hinzugefügt werden:
- „Als DNG kop.“ – Dort werden die Bilder in DNG-Raw-Dateien umgewandelt und dann an einen neuen Ort kopiert
- „Kopie“ – Hier werden die Bilder von der Speicherkarte oder der Festplatte an einen neuen Ort kopiert.
- „Versch.“ – Hier werden die Bilder von der Speicherkarte oder der Festplatte an einen neuen Ort verschoben. Am alten Ort sind sie danach nicht mehr verfügbar.
- „Hinzufügen“ – Hier verbleiben die Bilder am alten Ort und werden nur dem Katalog hinzugefügt.
In der rechten Spalte gibt es einige wichtige Einstellungen für den Import:
Vorschauen erstellen
Hier würde ich euch in den meisten Fällen „Standard“ empfehlen. 1:1-Vorschauen machen dann Sinn, wenn du weißt, dass du bei jedem Bild die Schärfe genau beurteilen musst und zwischen Import und Bearbeiten der Bilder ein bisschen Zeit liegt, denn Lightroom erstellt die Vorschauen dann am Stück während des Import-Vorgangs. Wenn du nur bei ein paar Bildern reinzogen möchtest, reichen die Standard-Vorschauen, die 1:1-Vorschauen werden dann beim Zoom erstellt.
Smart-Vorschauen erstellen
Die Smart-Vorschauen sind eines der besten Features von Lightroom. Wenn man die Smart-Vorschauen erstellt, kann man den Lightroom-Katalog mit den Vorschau-Dateien auf der Festplatte seines Computers behalten, die RAW-Dateien aus der Kamera aber auf externe Festplatten auslagern. Auch wenn man die Verbindung zu den Festplatten nun trennt, kann man mit den Smart-Vorschauen weiterarbeiten. Zusätzlich verbessern die Smart-Vorschauen noch erheblich die Performance von Lightroom. Hier solltest du also dringend einen Haken setzen.
Mögliche Duplikate nicht importieren.
Dieser Punkt versteht sich von selbst und sollte fast immer aktiviert sein.
Dateiumbenennung
Hier musst du deinen eigenen Weg finden. Da ich schon einmal die Situation hatte, dass die Kamera beim Formatieren der Karte auch die Dateinamen zurückgesetzt hat, waren auf einmal Dateinamen doppelt da und haben sich beim nächsten Import überschrieben. Seitdem werden alle Dateien während des Imports nach folgendem Schema umbenannt:
„Jahr(vierstellig)–Monat(zweistellig)–Projektname(ohne Leerzeichen und Umlaute)–Sequenz(dreistellig).Dateiname“
Beispiel: „2017-03-Fashion-Shoot-001.cr2“
Dafür kann man sich auch Vorlagen anlegen. Das geht bei „Vorlagen“, dann „bearbeiten…“.
Wegen der besseren Kompatibilität, auch im Jahre 2017, verzichte ich dabei auf Sonderzeichen und Umlaute.
Während des Importvorgangs anwenden
Hier können während des Imports schon Bearbeitungs-Presets benutzt werden. So spart Ihr später beim Bearbeiten viel Zeit, da ihr nicht bei jedem Bild auf das Preset klicken müsst. Ich benutze hier meistens ein Preset aus dem VSCO-Pack 01 (Kodak Portra 800), das den gleichnamigen Analog-Film nachbildet und welches ich noch ein wenig schwächer eingestellt habe. [Edit 05.02.2020: VSCO hat die Herstellung und den Support von Lightroom-Presets eingestellt. Alternativ kann man z.B. die Classic Film Presets von The Classic Presets benutzen. Den Kopf dahinter habe ich hier interviewt]
Für den Anfang müsst Ihr hier aber keins benutzen, solange ihr noch nicht so genau wisst, wo genau es hingehen soll mit der Bearbeitung. Die VSCO-Presets sind aber meist ein guter Ausgangspunkt und funktionieren ein bisschen so wie ein Instagram-Filter, nur kann man später alles genauer einstellen.
Zusätzlich können auch die Metadaten für alle Bilder des Imports verändert werden. So könnt Ihr dort zum Beispiel Eure Copyright-Angaben einfügen.
Als drittes könnt Ihr noch Stichwörter vergeben, damit Ihr die Bilder später wiederfindet.
Ziel
Zum Schluss könnt Ihr noch den Speicherort bestimmen, an die Bilder kopiert werden. A apropos Kopieren: Oberhalb der Bilder befindet sich eine Leiste, in der ihr festlegen könnt, Ob die Bilder kopiert, verschoben oder einfach nur zum Katalog hinzugefügt werden aber am Speicherort bleiben sollen. Wenn Ihr „Hinzufügen“ wählt, könnt ihr die Dateien allerdings nicht umbenennen. Die Option „Als DNG kopieren“ sparen wir uns für später mal auf 😉
Jetzt müsst ihr nur noch auf „Importieren“ klicken und schon werden eure Bilder in den Katalog mit aufgenommen.
3. Bilder aussortieren mit Lightroom Classic
Beim Bilder aussortieren ist ein effizienter Workflow superwichtig. Wer will schon gerne viel Zeit damit verbringen? Aus den vielen gemachten Bildern müssen die guten herausgesucht und die schlechten aussortiert und später vielleicht gelöscht werden. Sonst sammeln sich schnell zu viele Bilder an und müllen die Festplatte zu.
Du fragst dich, warum du die Bilder überhaupt markieren sollst? Ganz einfach, so behält du einen viel besseren Überblick. Außerdem gehört die Bildauswahl auch zu den kreativen Teilen der fotografischen Arbeit. Gerade in der Reportage-Fotografie, wie auch bei Urlaubs-Fotos, kann die Geschichte viel klarer und deutlicher erzählt werden, ein starkes Bild ragt mehr heraus, wenn es nicht fünfmal fast identisch wiederholt wird.
Auch hier solltest du dir ein eigenes System überlegen und dafür stehen dir in Lightroom einige Beschriftungen zur Verfügung:
- Sterne
- 0 bis 5 (Tasten 0–5)
- Markierung
- Unmarkiert, ausgewählt, abgelehnt (Tasten U, P und X)
- Farben
- Rot, gelb, grün, blau, lila, benutzerdefiniert und keine(Tasten 6–9)
Viele Fotografen nutzen die Sterne zum Auswählen der Bilder. Zum Beispiel 1 Stern für abgelehnt, 3 Sterne für ok und 5 Sterne für ausgewählt. Ich habe mich aber für einen anderen Weg entschieden.
Du kannst Beschriftungen nicht nur mit den Tastenkürzeln durchführen, sondern auch mit der Maus vergeben. Dafür gibt es am unteren Rand der mittleren Spalte die Werkzeugleiste. Falls du sie nicht sehen kannst, drücke einfach die Taste T, damit kann man sie ein- und ausblenden.
Mein Workflow beim Aussortieren
Für die reine Auswahl nutze ich die Markierung mit den Tasten P für „auswählen“ und X für „ablehnen“.
Wenn ein Bild besonders gut ist, bekommt es 5 Sterne.
Die Farben benutze ich für den Bearbeitungsstatus:
- Grün
- fertig bearbeitet (Taste 8)
- Blau
- muss in Photoshop bearbeitet werden (Taste 9)
- Rot
- wird nicht an den Kunden herausgegeben (z.B. Behind the Scenes-Bilder; Taste 6
Meine Methode hat einen kleinen Vorteil gegenüber der Stern-Methode: Wenn das Projekt beendet ist, kann man mit der Tastenkombination CMD/STRG+← (die Löschen-Taste über der Enter-Taste) alle aussortieren Bilder löschen.
Filterleiste
Mit der Filterleiste kannst du dir alle Bilder mit einem bestimmten Attribut anzeigen lassen. Diese lassen sich auch kombinieren. Zum Beispiel alle Bilder mit dem Markierungsstatus „ausgewählt“ und 5 Sternen und der Farbe blau.
Die Filter nutze ich besonders bei Hochzeitsreportagen, bei denen immer viele Bilder ausgegeben werden, sehr gerne. Beim Bearbeiten aktiviere ich einfach die Attribute „ausgewählt“ und „keine Farbe“(das graue Quadrat). So werden alle Bilder, die fertig (=grün) sind sofort bei Vergabe der Farbe rausgefiltert und ich sehe nur die, die noch nicht fertig sind.
Du kannst die Bilder auch nach Metadaten filtern, zum Beispiel nach der verwendeten Brennweite, dem Datum, dem Blitzstatus oder auch dem Dateityp.
Kleiner Tipp: Wenn du ein Zoom-Objektiv benutzt und vielleicht ein neues anschaffen möchtest, kannst du so auch herausfinden, welchen Brennweitenbereich du am meisten benutzt: Einfach in der linken Spalte bei Katalog auf „alle Fotos“ klicken, den Metadaten-Filter aufrufen und ein Feld auf Brennweite stellen. Dann siehst du, in welchem Bereich du am meisten Fotos machst. Mehr dazu in diesem Artikel.
4. Metadaten in Lightroom
In der Rechten Spalte befinden sich die Metadaten der Fotos. Metadaten werden mit in der Datei gespeichert und enthalten zum Beispiel die Angaben zum Copyright, die Website des Erstellers, aber auch Daten zur benutzen Kamera, dem Objektiv, der Brennweite, ISO, und Blende des Fotos. Auch die Aufnahmezeit wird mit darin gespeichert.
Zusätzlich kannst du auch Schlagworte vergeben und bearbeitet. Das hilft dann später beim Finden einzelner Dateien.
- Nutze generative KI mit Vollversionen von Lightroom (Desktop und Mobil), Photoshop (Desktop und iPad) und Lightroom Classic...
- Fotos in Lightroom bearbeiten und mit KI-gestützten Funktion „Generative Remove“ alles aus Bildern entfernen. Transformiere...
- KI-gestützte Funktionen „Generative Fill“ und „Generative Expand“, um Inhalte in jedem Bild hinzuzufügen, zu entfernen...
5. Fazit
Hoffentlich hat dir das einen ersten Eindruck gegeben, wie du in Lightroom deine Bilder sortieren und katalogisieren kannst. In Teil 2 meiner Serie mit Lightroom-Tutorials für Anfänger geht es um die Bildbearbeitung. Falls du schon etwas fortgeschrittener bist, möchte ich Dir auch noch meine Artikel 5 Workflow Tipps für Lightroom und 12 Tastenkürzel für einen schnelleren Lightroom-Workflow ans Herz legen. Wenn du noch Fragen oder Anregungen hast, schreibe doch unten einen Kommentar. Interessant wäre auch, was dir am besten gefallen hat 🙂
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Hallo,eine frage habe ich zu deienr Aussage.
„Meine Methode hat einen kleinen Vorteil gegenüber der Stern-Methode: Wenn das Projekt beendet ist, kann man mit der Tastenkombination CMD/STRG+← (die Löschen-Taste über der Enter-Taste) alle aussortieren Bilder löschen.“
Welchen vorteil hat das Löschen der Bilder für Lightroom?
Ist der Katalog dann entlasttet und das Lightroom schneller arbeitet und nicht mit der Zeit langsammer wird durch die vielen Daten.
Oder geht es nur darum das man sich Speicherplatz auf der Platte verschafft?
Hallo Andreas,
vielen Dank für Deine Frage! Bei den aktuellen Lightroom-Versionen wird der Katalog nicht mehr wesentlich schneller, bei älteren Versionen ist das anders. Es geht hauptsächlich um Speicherplatz. Zum einen kann man so die aussortierten RAWs löschen, zum anderen werden beim Entfernen aus dem Katalog auch die Vorschau-Dateien gelöscht. Besonders, wenn der Katalog auf einer begrenzten internen SSD liegt kann es wertvoll sein nicht benötigte Fotos zu löschen. Falls Du die aussortierten RAWs behalten möchtest, kannst du sie auch nur aus dem Katalog entfernen, sie aber am Speicherort belassen. Beim Löschen erscheint ein Dialog, der dir beide Möglichkeiten anbietet.