Was kann man als Fotograf gegen den Klimawandel tun? – Teil 3 Was kann man als Fotograf gegen den Klimawandel tun? – Teil 3: Reisen & Fliegen
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Was kann man als Fotograf gegen den Klimawandel tun? – Teil 3: Reisen & Fliegen

Kai

Nachdem wir uns im zweiten Teil dieser Serie schon den größten Teil der Mobilität angeschaut haben, nämlich Auto, Bahn und Fahrrad, geht es in diesem Teil um die schädlichste Art sich fortzubewegen – das Fliegen.

WICHTIG: Ich möchte dir nicht vorschreiben, was du tun sollst. Im Gegenteil: Was und ob du davon später etwas umsetzt ist natürlich deine Entscheidung. Ich möchte dir nur ganz viele Möglichkeiten aufzeigen, was du persönlich tun kannst um den Klimawandel zu begegnen.

Fliegen oder Bahn?

Ich war Anfang zwanzig, als ich das erste Mal überhaupt geflogen bin. Es ging nach London. Für ein Wochenende. Und ich war so geflasht von dieser Stadt, dass ich danach fast jährlich dorthin flog. Ryanair machte das auch mit Azubigehalt möglich. Und es fühlte sich gut an. Frei.

Meinen letzter Flug ging im Frühjahr dieses Jahrs nach Malaga. Und ich wollte schon bei der Reiseplanung eigentlich aufs Fliegen verzichten. Wie schädlich das Fliegen ist, war mir da noch nicht ganz klar, aber ich hatte schon ein ungutes Gefühl. Mein Plan war aber ans Mittelmeer zu fahren um ein wenig Sonne zu tanken und neuen Content für den Blog zu produzieren. Interessiert habe ich mich für Spanien und Kroatien. Girona hatte mir gut gefallen, liegt nah an der Grenze zu Frankreich und war deshalb meine erste Wahl. Leider ist es auf der Website der Deutschen Bahn nicht einmal möglich eine Preisauskunft für die Strecke Delmenhorst–Girona zu bekommen. Dafür muss man tatsächlich an den Schalter. Hallo 2019.

Meine Alternative war Rijeka in Kroatien. Dorthin lässt sich die Bahn immerhin auf eine Preisberechnung ein: In der 2. Klasse 182€. Allerdings hätte die Fahrt nach Rijeka zwischen 17 und 26 Stunden gedauert. Die nach Girona sogar zwischen 19 und 23 Stunden. Ohne Verspätungen. Und bei letzterer muss man noch 4-5 mal umsteigen.

Ich habe gerade auch noch mal bei Ryanair geguckt. Bremen–Girona und zurück könnte ich jetzt für 19,89€ buchen. Dass bei diesen Preisen, die zugegeben nicht alle Passagiere eines Fluges bekommen, und gleichzeitig deutlich kürzerer Reisezeit von ca 3-4 Stunden inkl. Sicherheitskontrolle die Bahn kaum eine Konkurrenz ist, dürfte wohl niemanden überraschen.

Weil ich nicht zwei bis drei Tage allein mit Reisen verbringen wollte, habe ich mich dann zähneknirschend fürs Fliegen entschieden. Auto fahren wäre übrigens noch teurer als die Zugfahrt gewesen. Da Girona und Rijeka allerdings zum Zeitpunkt meiner Reise wegen des Winterflugplans von Bremen nicht angeflogen wurden, habe ich mich kurzerhand für Malaga entschieden. Die Reise habe ich dann mit einem Atmosfair-Zertifikat ausgeglichen. Besser wäre natürlich gewesen komplett auf den Flug zu verzichten. Das mache ich zukünftig auch.

Reisen anhand der Bahn-Verbindungen planen

Jürgen hat in den Kommentaren darauf hingewiesen, dass man eine Reise ja auch anhand der vom Wohnort am besten per Bahn erreichbaren Ziele planen kann. Also genau anders herum als ich anfangs bei meiner Malaga-Reise vorgegangen bin. Das halte ich für eine gute Idee! Hilfreich dafür sind die Abfahrtspläne der Bahnhöfe, die man hier auf der Website der Bahn finden kann. Leider gibt es hier auch nur PDFs. Aber immerhin muss man nicht zum Schalter laufen.

Der Flug-Lifestyle

Noch im letzten Jahr habe ich jede Flugreise mit „Aber es ist doch beruflich und notwendig!“ gerechtfertigt. Vor euch, vor mir selbst und vor allem vor meinem sehr schlechten Gewissen.
Als ich im Dezember im Flieger saß, nahm ich Abschied davon. Nahm Abschied davon Aufträge anzunehmen, für die ich fliegen müsste. Ich nahm Abschied davon, dass es immer mal „eben schnell“ funktionierte und ich nahm Abschied davon, diesen Lifestyle rund ums Fliegen toll zu finden. Ich beendete es einfach.

Franzi Schädel, Fotografin und Nachhaltigkeitsbloggerin

Franzi spricht da einen wichtigen Punkt an: den Lifestyle rund ums Fliegen. Wer sich sich die Fotos und Videos bekannter Influencer ansieht bekommt leicht den Eindruck, dass Fliegen und Urlaube in tropischen Gegenden zum Leben einfach dazugehören.

Aber wir sollten uns die Frage stellen, ob das wirklich stimmt. Muss man immer in den Urlaub fliegen? Muss der Städtetrip übers Wochenende wirklich sein? Kann man Streetfotos nur in New York machen oder ist das in Basel, Groningen, Leipzig oder Stettin nicht vielleicht genauso spannend und gleichzeitig per Zug oder Auto erreichbar? Muss der Foto-Workshop auf Mallorca oder die Konferenz in Rom sein, oder gibt es nicht vielleicht gute Alternativen in den Alpen oder auf Zingst?

Palmen kann man leider nur in warmen Regionen fotografieren. Und in Skagen.

Und beruflich fliegen?

Es gibt Fotojobs für die man fliegen muss. Weil der Kunde es erwartet. Zum Beispiel weil eine Bademodekollektion am Strand fotografiert werden soll und das im Herbst/Winter in Timmendorf für das Model ziemlich ungesund ist. Aber auch hier kann man vielleicht etwas zugunsten des Klimas verändern. Vielleicht lässt sich der Kunde oder die Agentur davon überzeugen das Shoot im Studio stattfinden zu lassen. Oder es wenigstens von Südafrika nach Mallorca zu verlegen.

Wer ganz radikal veranlagt ist, wie meine Kollegin Franzi, lässt auch berufliche Flüge einfach ganz sein und lehnt entsprechende Aufträge ab. Wer das nicht kann, für den gibt es immerhin bei Atmosfair eine Möglichkeit den entstandenen Klimaschaden durch Baumpflanz-Zertifikate auszugleichen.

Fazit

Ihr seht, man kann auch beim Fliegen etwas tun. Wenn alle ihr Verhalten einmal reflektieren, kommen wir schnell ein ganzes Stück weiter.

Im nächsten Teil geht es dann um Websites, Medien und Awareness.

  • Teil 1: Energie
  • Teil 2: Mobilität
  • Teil 3: Reisen & Fliegen
  • Teil 4: Online & Awareness
  • Teil 5: Equipment

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6 Kommentare

  1. Hallo Kai,
    wir neigen ja dazu, uns Reiseziele zu suchen und erst dann nach entsprechenden Verkehrsmitteln zu schauen. Vielleicht müssten wir uns viel öfter erst erkundigen, wohin Bahn, Bus und Co. von unserem Wohnort aus fahren können, und danach erst ein Ziel festlegen. Beispiel: wenn ich mitbekomme, dass ich mit der Bahn im Nachtzug von Hamburg nach Innsbruck komme, könnte ich anschliessend mal eine Reise in die Alpen planen. Wenn ein Flixbus nach XYZ in meiner Nähe vorbei kommt, wird XYZ als Reiseziel auch viel attraktiver.
    Das Fliegen-Ja-Nein-Thema finde ich unheimlich schwierig. Da hat doch jeder einen Konflikt zwischen Wunsch/Gefühl und seinem Verstand auszutragen. Ich würde mir wünschen, wenn auf politischer Ebene durch irgendeine Form von Einschränkung/Reglementierung uns dieser Druck etwas genommen würde. Solange Regionen wie die Kanarischen Inseln aber mit EU-Millionen zum Ausbau ihrer touristischen Infrastruktur gefördert werden, wird der Co2-Urlaub eher noch zunehmen. Denn dieses Ziel kann man ja wie viele andere nur mit Flugzeug oder Kreuzfahrt-Schiff erreichen – Pest oder Cholera.

    Aber: weg vom Fliegen ist eine Mamut- und Generationenaufgabe. Arbeiten wir daran, ohne gleich zu verzweifeln. 😉

    Jürgen

    Jürgen

    • Hallo Jürgen,

      Deinen Ansatz sich zuerst über den Transport Gedanken zu machen finde ich super! Ich werde ihn in den nächsten Tagen noch in den Artikel übernehmen.

  2. Fliegen ist echt schlimm. Wir reisen meistens mit der Bahn in Kombination mit dem Fahrrad. Okay, die Bahn ist nicht gerade Fahrradfreundlich. Aber es geht mit Geduld und Planung. Diesen Sommer zum Beispiel mit der Bahn von Oldenburg nach München und von dort mit dem Rad nach Venedig. Mehr erleben und sehen im Urlaub kann man kaum.
    Oder einfach von zuhause aus mit dem Rad losfahren. Entlang der Weser oder der Elbe.

    Gruß
    Alex

  3. Hallo Alex,
    hört sich gut an. Bei uns in der Nähe in Bad Oeynhausen kommt z.B. einer der alten ICs (noch mit dem großen alten Fahrradabteil) vorbei. Der pendelt zwischen Amsterdam und Berlin – mit jeder Menge Ziele oder Startpunkte. Durch Oldenburg fährt ja auch ein IC von Norddeich nach Leipzig. Der könnte für Dich auch sehr interessant sein.

    • Hallo Jürgen,

      Ja, den nach Leipzig haben wir auch schon benutzt und sehr gute Erinnerung daran. Ich glaube bald gibt es auch wieder einen nach München.
      Für Städtetouren nehmen wir übrigens gerne Falträder mit. Diese gehen als Gepäckstück durch und man braucht keinen Fahrradplatz reservieren 🙂
      Gruß Alex

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