weiches licht durch bewölkten Himmel
Fotografie

Blitzen lernen Teil 8: Weiches Licht vs. hartes Licht

Kai

Licht ist neben dem Bildinhalt der wichtigste Faktor für gute Fotos. Es kann Kontraste erhöhen oder verringern, Atmosphäre schaffen, Schatten erzeugen oder abmildern. Aber nicht jedes Licht ist gleich. Deshalb beleuchten (höhö) wir in diesem Artikel mal die Unterschiede zwischen weichem und hartem Licht.

Die anderen Artikel der Serie Blitzen für Anfänger:innen

  1. Equipment für Blitz-Anfänger:innen
  2. Der integrierte Blitz
  3. Low-Key und Kantenlicht
  4. Rembrandt-Licht und Nebel
  5. 5 einfache Looks mit einem Aufsteckblitz
  6. Superweiches Fensterlicht
  7. Food-Fotografie mit einem Blitz
  8. Weiches Licht vs. Hartes Licht
Mit einem großen Schirm wie hier, oder einer großen Softbox, kannst du weiches Licht erzeugen

Definition von weichem und hartem Licht

Zunächst müssen wir einmal klären, was hartes und weiches Licht eigentlich bedeutet. Weiches Licht ist diffuses Licht, das breitflächig auf ein Objekt fällt. Diffus heißt, dass die Lichtstrahlen von der Lichtquelle nicht alle in eine Richtung laufen, sondern sich in alle Richtungen verteilen und ggf. von allen möglichen Gegenständen reflektiert werden. Je chaotischer, desto diffuser ist das Licht. Dadurch entstehen weiche Übergänge zwischen Schatten und Licht und der Kontrast zwischen hellen und dunklen Stellen ist geringer.

Weiches Licht: Der Schatten läuft weich aus
Hartes Licht: Der Schatten zeichnet sich klar ab

Hartes Licht hingegen ist direktes, gerichtetes Licht, das von einer kleinen Fläche aus auf das Objekt fällt. Dadurch entstehen hart gezeichnete Schatten und stärkere Kontraste.

Weiches Licht: Eigenschaften und Anwendungen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, weiches Licht zu erzeugen. Ein Diffusor, Softboxen oder Schirme verteilen das Licht auf eine größere Fläche und reduzieren dadurch die Härte des Lichts. Wolken zum Beispiel können natürliche Diffusoren sein, indem sie das Sonnenlicht streuen und weicher machen.

Weiches Licht wird oft als schmeichelhafter und angenehmer empfunden. Es bringt Gesichtszüge und Hauttöne zum Leuchten, ohne harte Schatten oder unerwünscht glänzende Bereiche zu erzeugen. Weiches Licht wird darum oft in der Porträt-, Beauty- und Modefotografie eingesetzt. Wie du sehr weiches Licht erzeugst zeige ich dir in im Artikel Superweiches Fensterlicht.

Faustregel: Je größer die Lichtquelle, desto weicher das Licht

5 einfache Porträt-Looks mit einem Aufsteckblitz
5 einfache Porträt-Looks mit einem Aufsteckblitz

Hartes Licht: Eigenschaften und Anwendungen

Hartes Licht wird oft verwendet, um Kontraste und Schatten zu erzeugen. Es kann dramatische Effekte erzielen und Stimmungen verstärken. In der Landschafts-, Produkt- und Modefotografie kann es ein scharfes und detailliertes Ergebnis liefern.

Ein Reflektor kann verwendet werden, um hartes Licht zu streuen und zu diffundieren. Es kann auch durch den Einsatz von Blitzgeräten oder starken Scheinwerfern erzeugt werden.

Faustregel: Je kleiner die Lichtquelle, desto härter das Licht

Faktoren, die die Lichtqualität im Allgemeinen beeinflussen

Die Qualität des Lichts ist ein wichtiger Faktor, der unser Wohlbefinden und unsere Stimmung beeinflussen kann. Es gibt verschiedene Faktoren, die die Lichtqualität beeinflussen und die wir nun genauer betrachten.

Lichtquelle

Die Wahl der richtigen Lichtquelle ist entscheidend für die Qualität des Lichts. Es gibt verschiedene Arten von Beleuchtungen wie beispielsweise Studioblitze, Aufsteckblitze, LED-Panels, Tageslichtlampen, Neonröhren oder herkömmliche Glühbirnen. Auch hier gilt: Je größer die Lichtquelle, desto weicher das Licht. Daher ist das Licht aus einer LED-Flächenlampe weicher als aus einem Aufsteckblitz, auch wenn der Unterschied hier nicht besonders groß ist, weil der Größenunterschied eher gering ist. Viele Lichtquellen lassen durch Nebel, Softboxen, Diffusoren oder große Reflektoren vergrößern, was das Licht weicher macht.

Der Diffusor im 5-in-1-Reflektor zerstreut das Tageslicht und macht es weicher

Lichtfarbe

Die Farbtemperatur des Lichts kann ebenfalls den Charakter des Lichts verändern. Wärmere Farben wie Gelb oder Orange schaffen eine gemütliche Atmosphäre, während kühlere Farben wie Blau oder Grün eher eine sterile Atmosphäre schaffen. Es ist wichtig, die richtige Farbtemperatur für den jeweiligen Raum und Zweck auszuwählen. Bei vielen LED-Dauerlichtlampen kann man die Farbe des Lichts einstellen. Bei Blitzen musst du eine Farbfolie davor befestigen.

Oberflächen und Reflektionen

Die Oberfläche, auf die das Licht fällt, kann auch einen großen Einfluss auf die Lichtqualität haben. Harte und glänzende Oberflächen wie Metall oder Glas können Reflexionen erzeugen, was zu unerwünschten Effekten führen kann. Mattierte Oberflächen hingegen zerstreuen das Licht und schaffen weiche Übergänge zwischen Schatten und Licht.

Die Beschaffenheit der Oberfläche kannst du auch dazu verwenden, um das Licht zu beeinflussen. Reflektoren oder Diffusoren können das Licht zum Beispiel streuen oder auf eine bestimmte Stelle ausrichten. Daher ist es wichtig, die Oberflächen im Raum immer im Blick zu behalten und das Licht entsprechend anzupassen.

Ich hatte schon bei einigen Hochzeiten die Situation, dass etwa rot gestrichene Wände beim Blitzen durch das reflektierte Licht auf die Gäste „abgefärbt“ haben. In so einem Fall bietet es sich an z.B. gegen die weiße Decke zu blitzen. Genauso ist es an einem sonnigen Tag im Wald: Das Sonnenlicht wird von den grünen Blättern oder dem moosigen Untergrund reflektiert und Hauttöne können dann schnell etwas zu grün wirken. Das lässt sich aber relativ leicht in der Nachbearbeitung korrigieren.

Natürliches Licht

Natürliches Licht hat seine ganz eigenen Herausforderungen. Farbtemperatur und Helligkeit können je nach Tageszeit und Wetterbedingungen variieren. Zudem kann sich natürliches Licht auch mit in deine Fotos schummeln, auch wenn du mit Blitzen fotografierst. Daher solltest du das natürliche Licht immer mit im Blick haben.

Weiches Licht und hartes Licht in der Fotografie

In der Fotografie spielt die Beleuchtung eine wichtige Rolle. Hier sind einige Anwendungsbeispiele für weiches und hartes Licht.

weiches licht durch bewölkten Himmel
Weiches Licht durch bewölkten Himmel

Portraitfotografie

In der Portraitfotografie kann weiches Licht ein schmeichelhaftes und glattes Aussehen erzeugen. Es kann Falten und Unreinheiten im Gesicht des Modells reduzieren und eine angenehme Atmosphäre schaffen. Hartes Licht kann harte Schatten und Kontraste erzeugen, um ein kantigeres Aussehen zu erzielen. Es ist auch möglich, beide Beleuchtungen zu kombinieren oder weiches Licht als Hauptlichtquelle und hartes Licht als Gegenlichtquelle zu verwenden, oder hartes Licht als Hauptlicht und weiches Licht zum Aufhellen und verringern der Kontraste

Bei diesem Landschaftsfoto mit Blende f16 ist das meiste im Bild scharf, weil ich auf einen Punkt in einiger Entfernung fokussiert habe.
Das harte Licht der Mittagssonne hebt die Struktur der zerklüfteten Berge hervor.

Landschaftsfotografie

In der Landschaftsfotografie kann hartes (Mittags-)Licht verwendet werden, um Details in Schatten und Highlights hervorzuheben. Es kann auch eine dramatische Stimmung erzeugen und die Textur von Landschaftselementen wie Felsen und Bäumen betonen. Weiches Licht an bedeckten oder nebeligen Tagen wirkt oft etwas flauer, kontrastärmer, die Farben strahlen nicht so wie bei Sonnenlicht.

Ein wichtiger Aspekt der Landschaftsfotografie ist die Wahl des richtigen Zeitpunkts für die Aufnahme. Das Licht kann je nach Tageszeit und Wetterbedingungen sehr unterschiedlich sein. Frühe Morgenstunden und späte Abendstunden können weiches und warmes Licht erzeugen, die sogenannte Goldene Stunde nach dem Sonnenaufgang/vor dem Sonnenuntergang, während die Mittagsstunden oft hartes und kontrastreiches Licht haben.

Produktfotografie

In der Produktfotografie kann hartes Licht Details der Produkte hervorheben und ihnen ein scharfes und präzises Aussehen verleihen. Es kann auch helfen, Textur und Materialien wie Metall oder Glas zu betonen. Weiches Licht kann das Produkt hingegen weicher und zugänglicher machen.

Es ist wichtig, die Beleuchtung in der Produktfotografie sorgfältig zu planen und die Lampen gut zu positionieren. Schon kleinste Veränderungen können große Wirkung haben. Reflektoren und Diffusoren können dir dabei helfen, das Licht zu steuern und Schatten zu verändern.

Der Winkel und die Entfernung der Lichtquelle können auch einen großen Einfluss auf das Erscheinungsbild des Produkts haben, wie das folgende Bild aus Teil 3 der Blitzen lernen-Serie zeigt: Dadurch dass das harte Licht von hinten auf die Kamera scheint, wirkt das Bild sehr mystisch, geheimnisvoll und dramatisch.

Blitzen für Anfänger: Low-Key-Fotografie mit Kantenlicht
Low-Key-Produkt-Fotografie mit hartem Kantenlicht

Schatten und Kontrast

Schatten und Kontrast können auch dazu beitragen, die Atmosphäre für Fotos zu erschaffen. Hartes Licht erzeugt harte Schatten und Kontraste, um einen düsteren oder bedrohlichen Eindruck zu erschaffen. Weiches Licht kann das genaue Gegenteil bewirken, indem es Schatten abmildert und einen sanfteren Eindruck erzeugt.

Es ist wichtig, die richtige Beleuchtung für die gewünschte Atmosphäre zu wählen, um die emotionale Wirkung der Bilder zu steigern und das Publikum in die Welt des Bildes zu ziehen. Die Beleuchtung ist ein wichtiger Bestandteil der visuellen Sprache des Films und sollte sorgfältig geplant und ausgeführt werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Beispiele für weiches und hartes Licht in Filmen

Weiches Licht wird besonders in romantischen Filmen wie „Her“ gerne genutzt. Das oft weiche Licht erzeugt eine warme und einladende Atmosphäre, die den Zuschauer in die romantische Welt des Films zieht. Zusätzlich ist es etwas schmeichelhafter für die Schauspieler:innen. Manchmal gibt es auch praktische Gründe um sich für weiches Licht zu entscheiden. Im Film 1917 entschied sich Kameramann Roger Deakins die Außenszenen nur bei bewölktem Himmel zu drehen, weil das die einzige Möglichkeit war den Film so zu drehen, als ob er nur aus einem durchgängigen Take besteht.

Ein Beispiel für hartes Licht ist die Beleuchtung in Thrillern, zum Beispiel in „Sieben„. Das harte Licht erzeugt eine düstere und bedrohliche Atmosphäre, die den Zuschauer in die Spannung der Handlung zieht. Es wird auch gerne benutzt um die raue und harte Seite von Charakteren in Action-Filmen zu zeigen.

Fazit

Die richtige Beleuchtung ist der entscheidender Faktor für gute Fotos. Ohne das richtige Licht sind Kamera, Objektiv, Lightroom-Presets und Photoshop völlig nebensächlich.

Weiches Licht kann schmeichelhaft und angenehm sein, während hartes Licht dramatisch und spannungsgeladen ist. Die Wahl des richtigen Lichts hängt davon ab, wie dein Konzept für ein Foto aussieht, keines der beiden ist besser als das andere. Wie ich von einer Bildidee über ein Konzept zur Beleuchtung komme, habe ich im letzten Teil für ein Food-Foto sehr ausführlich beschrieben.

Wenn du die verschiedenen Faktoren und Techniken für die Beleuchtung verstehst, kannst du die richtige Beleuchtung für jedes Foto-Projekt auswählen. Aber um dahin zu kommen hilft nur lernen, planen und ausprobieren! 🙂

  1. Equipment für Blitz-Anfänger:innen
  2. Der integrierte Blitz
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  8. Weiches Licht vs. Hartes Licht

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