Blitzen für Anfänger: Low-Key-Fotografie mit Kantenlicht
Fotografie

Blitzen lernen Teil 3: Mystische Low Key-Fotografie mit Kantenlicht

Kai

Immer, wenn es ein wenig mystisch und geheimnisvoll sein soll, bietet es sich an einmal tief in die Hollywood Trickkiste zu greifen. Ihr kennt sie bestimmt, diese Szenen, wo man von einem Charakter nur die Silhouette erkennt und er dann ins Licht tritt und sein Gesicht zu erkennen gibt. Ein schönes Beispiel dafür gibt es am Ende von The Dark Knight, wo minutenlang Harvey Dents verbrannte Gesichtshälfte im Schatten bleibt. Das erzeugt Spannung. Dabei ist die heile Seite seines Gesichts mehr von der Seite als von hinten beleuchtet. Dadurch ist die Mimik während der Dialoge besser zu erkennen.

Canon hat diese Technik zum Beispiel bei den Produktfotos der Canon 1DX Mark III sehr effektiv eingesetzt. Das hat mich inspiriert diesen Look in Teil 3 der Serie »Blitzen lernen« einmal mit einer Kamera als Subjekt auszuprobieren. Allerdings bin ich das Thema Kantenlicht ganz simpel mit nur einem Blitz angegangen.

Was heißt Lowkey in der Fotografie?

Low Key-Fotografie ist ein Stil bei dem vorwiegend dunkle Farben und/oder Schwarz zum Einsatz kommen. Dabei wird bewusst unterbelichtet, wichtige Teile im Bild bleiben aber erhalten. Das können wie bei unserem heutigen Beispiel die Konturen der Kamera sein, aber auch die Silhouette eines Modells oder ein Gesicht.

Das Gegenteil zu Lowkey-Fotografie ist die sogenannte High Key-Fotografie. Dabei sind die Bilder eher überbelichtet. Der Look eignet sich für ätherische, träumerische und freundliche Bilder sehr gut. Du kennst das vielleicht aus Traum-Sequenzen in Filmen.

Benötigtes Equipment für Low-Key-Fotos

Die Equipment-Liste für solche Fotos ist nicht besonders lang: Ein Aufsteckblitz mit Funkauslöser, (schwarzer) Fotokarton als Hintergrund, Stativ(e) und eine Kamera mit einem Objektiv irgendwo zwischen 50 und 100mm KB-äquivalente Brennweite. Hier habe ich dir alles aufgelistet was ich hier nutze.

Im ersten Artikel der Blitzen lernen-Serie habe ich zudem beschrieben warum dieses Equipment so gut geeignet ist.

Blitz-Aufbau für Kantenlicht/Spitzlicht

Der Aufbau des Setups für ein Kantenlicht-Bild

Der Aufbau des Licht-Setups ist relativ einfach. Ich habe hier nur meinen Yongnuo Aufsteckblitz benutzt, ausgelöst per Funk durch den passenden Sender. Er steht auf einem Stativ und blitzt ca 45° von hinten und 45° von oben auf die Kamera. Da das Kantenlicht sehr hart sein sollte, um die Silhouette der Kamera zu betonen, habe ich keinen Lichtformer benutzt und den Zoom des Blitzes auf 200mm eingestellt. Dadurch wird das Licht sehr stark gerichtet und die Lichtquelle wird so klein wie möglich. Wer einen Studioblitz benutzen möchte, kann für den gleichen Effekt eine Snoot, einen Spot-Vorsatz oder einen Wabenaufsatz nehmen.

Faustregel: Je größer die Lichtquelle, desto weicher das Licht.

Das Speedlite ist außerdem auf die geringste Leistung eingestellt, bei mir ist das die Stufe 1/128. Mein Zimmer ist mit der Deckenlampe beleuchtet und durchs Fenster kommt noch etwas Licht vom bewölkten Himmel herein. Du musst das Zimmer also nicht extra abdunkeln, was auch beim Fokussieren hilft. Als Hintergrund habe ich zunächst einen grauen Fotokarton benutzt, der mit einer Klemme an einem großen Karton zu einer Hohlkehle geformt wurde.

Das erste Testbild

Dann habe ich erstmal ein Testfoto gemacht. Die Kamera hatte ich auf Blende F5,6, ISO 100 und eine Belichtungszeit von 1/200s eingestellt. Letzteres ist die maximale Synchronzeit bei meiner Kamera. Das heißt bei kürzeren Zeiten kann der Blitz nicht mehr mit der Auslösung synchronisiert werden. Dann ist meist ein Teil des Bildes hell und ein anderer nicht. Kürzer als 1/200s geht also nicht. Als Objektiv kam das Canon EF 100 mm F2.8 Macro IS (Testbericht) zum Einsatz. So ein Foto lässt sich aber sehr gut mit fast jedem Objektiv im Brennweitenbereich von ca 50–100 mm machen.

Auf dem Testbild oben kann man sehen, dass das Licht auf der Kamera schon ganz gut aussieht, allerdings wird zu viel vom grauen Karton unter der Kamera reflektiert. Deshalb habe ich die fotografierte Kamera auf mein Stativ geschraubt und den Hintergrund senkrecht herunterhängen lassen. Dann sah es aus wie im folgenden Bild

Das zweite Testbild mit der Kamera auf dem Stativ war schon viel besser.

Das passt schon sehr gut. Die Kamera hebt sich noch minimal vom Hintergrund ab und die hellen Bereiche, wo sich das Licht abzeichnet, sind nicht ausgebrannt, also zu hell.

Auf dem Bild kann man den simplen Aufbau erkennen. Man braucht für gute Fotos nicht viel 😉

Um die Kamera von vorne noch eine Spur heller zu machen habe ich ein weißes A4-Blatt Papier an einem Stativ gegenüber dem Blitz angebracht. Das reflektiert dann ein wenig Licht wieder zurück auf die Kamera. Gleichzeitig habe ich auf f8.0 abgeblendet, den ISO auf 200 erhöht und auch die Blitzleistung zwei Rasten höher. Durch die geschlossenere Blende ist nicht nur das Canon logo scharf, auf das ich fokussiert habe, sondern auch das 5D-Emblem. Außerdem ist durch das leicht stärkere Blitzlicht der Kontrast noch etwas größer.

Das fertige, unbearbeitete Bild

So hatte ich mir das vorgestellt. In der Bearbeitung habe ich den Kontrast noch etwas erhöht und ein paar Farben entsättigt, die sich ins Bild geschlichen hatten. Dadurch wirkt es fast Schwarzweiss, ist es aber gar nicht.

Das fertig bearbeitete Bild.

Da die Kamera im Titelbild über dem Schriftzug thronen sollte, ist der untere Bereich in der fertigen Grafik dann mit Hilfe eines Verlaufs fast komplett im Dunkeln verschwunden.

Black Friday Deals für Fotografen 2019
Mit dem Schriftzug sieht es dann so aus. den hellen Punkt rechts unter dem Canon-Logo habe ich in Photoshop wegretouchiert.

Mehr Low-Key-Bilder

Weil mir dieser Low-Key-Look bei der Kamera so gut gefiel, habe ich dann noch einmal weiter probiert. Und das hat so mittelmäßig funktioniert.

Beim Teddybär passt das Licht einfach nicht so richtig, dafür lächelt er zu freundlich. Der Kontrast von freundlich lächelndem Teddybär für Kinder und dem dramatischen, düsteren Low-Key-Look ist irgendwie ein wenig verstörend. Könnte aus einem Horrorfilm kommen, da nimmt man ja gerne solche Kontraste. Allerdings könnte man noch ein Führungslicht von vorne ergänzen. Das wäre dann die Hauptlichtquelle und der Blitz von Hinten würde dann die Rolle des Haarlichts übernehmen.

Bei der Vase wirkt der Low-Key-Stil passender. Es sieht ein wenig aus wie ein Gemälde. Aber auch hier gibt es wieder viel Dramatik.

Low Key Portraits

Natürlich kann man diesen Stil nicht nur in der Produktfotografie einsetzen, sondern auch bei Bilder von Menschen. Daher habe ich im fünften Teil der »Blitzen lernen«-Serie auch Low-Key-Portraits gemacht.

Besonders beliebt sind im Portrait-Bereich Low Key-Akt-Fotos, da durch das Kantenlicht die Konturen eines Körpers sehr gut herausgestellt werden können. Das Genre Akt interessiert mich allerdings überhaupt nicht, daher habe ich mich auf eher konventionelle Portraits konzentriert.

Low key Portrait mit Kantenlicht
Low key Portrait mit Kantenlicht – den Aufbau zeige ich in Teil 5 der Serie

Das harte Kantenlicht sorgt auch bei Lowkey Portraits für einen sehr dramatischen Look. Allerdings ist er auch wenig schmeichelhaft. Kein Wunder also, dass weiches Licht in der Porträt-Fotografie der Standard ist.

Fazit: Low-Key Fotografie = Drama

Das Ziel eines mystischen und geheimnisvollen Looks für die überraschenden Black-Friday-Angebote war mit dem Kantenlicht gut zu erreichen. Allerdings funktioniert es für ein technisches Gerät wie die Kamera besser als für den Teddy oder die Vase.

Wenn du diesen Lichtaufbau nachbauen möchtest, probiere unbedingt verschiedene Richtungen des Lichts aus. Also mehr von hinten oder mehr von der Seite. Das hat einen großen Einfluss darauf wie das Licht auf das Objekt/Modell fällt.

Mir war es wichtig mal wieder zu zeigen, dass es nicht viel teures Equipment benötigt um tolle Fotos zu machen. Ja, die verwendete Kamera- und Objektiv-Kombination ist nicht gerade günstig, aber die Fotos lassen sich auch mit deutlich günstigeren Modellen sehr gut hinbekommen. Die einzigen Anforderungen dafür sind ein manueller Modus, ein Objektiv mit einer Brennweite ungefähr zwischen 50 und 100 mm und die Möglichkeit den Blitz per Funk auszulösen. Blende f8.0 kann so ziemlich jedes Objektiv 😉

Die anderen Artikel aus dieser Serie:

  1. Equipment für Blitz-Anfänger:innen
  2. Der integrierte Blitz
  3. Low-Key und Kantenlicht
  4. Rembrandt-Licht und Nebel
  5. 5 einfache Looks mit einem Aufsteckblitz
  6. Superweiches Fensterlicht
  7. Food-Fotografie mit einem Blitz
  8. Weiches Licht vs. Hartes Licht

Der Artikel war interessant? Dann teile ihn gerne mit deinen Freunden und/oder speichere ihn auf deiner Pinterest-Wand, damit du ihn jederzeit wiederfindest:

Dramatische Low-Key-Fotografie mit nur einem Aufsteckblitz – entfesselt blitzen
Klicke einfach auf das Bild um es bei Pinterest zu pinnen

*Partner-Link: Wenn du auf den Link klickst und dann im Shop etwas kaufst, unterstützt du durch die kleine Provision diesen Blog und sorgst dafür, dass die Beiträge weiterhin kostenlos bleiben. Dich kostet der Artikel keinen Cent mehr. Danke für deine Unterstützung! :) Der Preis wurde am 19.04.2024 letztmalig aktualisiert und kann sich seitdem geändert haben. Entscheidend ist der Preis beim Kauf auf der Seite des verlinkten Shops.

Newsletter

Verpasse keinen neuen Artikel mehr! 1x im Monat die neuesten Artikel direkt in deine Inbox und ab und zu noch eine persönliche Mail von mir.


1 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert